Mathias Gabathuler
setzt sich vehement für mehr Freiheiten der Schulträger ein.
guido rutz
Am 26. Mai verstarb Guido Rutz im Alter von 74 Jahren, nachdem er noch am Tag zuvor die Grenzwanderung zum Stadtjubiläum geleitet hatte. Die Naturfreunde Gossau würdigen die Verdienste ihres langjährigen Mitglieds.
Nachruf Guido Rutz dürfte vielen Naturfreunden aus der deutschsprachigen Schweiz bekannt sein als Initiant und Leiter von Wanderferienwochen im In- und Ausland sowie durch seine Reiseberichte, die auch öfters in der Verbandszeitschrift «Der Naturfreund» abgedruckt wurden. Sportliche Aktivitäten in der freien Natur waren seine grosse Leidenschaft. 1971 trat er mit 21 Jahren zusammen mit einigen Gleichgesinnten der Naturfreunde-Sektion in Gossau bei. Die Gruppe sei wohl mit dem Vorsatz gekommen, diesen Verein, damals bekannt für seine gemütlich-gesellige Gangart, aufzufrischen. «Dessen Aktivitäten waren für unternehmungslustige junge Leute wenig attraktiv und jahraus jahrein immer etwa die gleichen. Einige ältere Herrschaften hatten das Sagen: Wandern bis zur nächsten Einkehrmöglichkeit, um dann dem Jassen zu frönen», heisst es in der Würdigung. Handstreichartig sei der gesamte Vorstand von den Neumitgliedern um Guido abgelöst worden. Schon an der ersten Hauptversammlung, an der die Neuen teilnehmen, wird Guido zum Präsidenten gewählt. Er übt das Amt während 14 Jahren aus. Ein abwechslungsreiches Programm ersetzt fortan das bisher eher einseitige Format: Touren für Junge und Ältere sind nun angesagt, Familienanlässe, ja ganze Ferienwochen für Familien machen die Aktivitäten auch für diese Zielgruppe attraktiv. Ein Kursangebot darf nicht fehlen: Verhalten bei Bergtouren, leichtes Klettern, Ausbildung in Schnee und Eis. Guido hat sich das nötige Rüstzeug in einer Ausbildung zum J + S-Leiter als Experte für Wander- und Geländesport angeeignet. Dies befähigt ihn, die Kurse gleich selbst zu leiten.
Bald wird Guido als Jugend und Sport-Obmann in den Kantonalverband der Naturfreunde berufen. Nach dem plötzlichen Tod des Kantonalpräsidenten präsidiert er diesen Verband eine Zeit lang. In dieser Funktion vertritt er die Sektionen aus dem Kanton St.Gallen als Delegierter bei den Naturfreunden Schweiz. Er habe die Gelegenheit genutzt, ein Netzwerk zu verschiedenen Sektionen und Persönlichkeiten aufzubauen. Dieses ebnet ihm den Weg zu einer Vollzeitstelle als Sekretär bei den Naturfreunden Schweiz in Bern. «Rasch muss er jedoch erkennen, dass das Tätigkeitsfeld auf diesem Posten nicht optimal zu seinen Stärken und Interessen passt, so dass er die Stelle nach kurzer Zeit wieder verlässt», schreiben die Naturfreunde. Während über fünf Jahrzehnten leitet Guido unzählige Tages- und Wochenendtouren, Familienanlässe und organisiert Wanderwochen. Bei den mehrtägigen Wanderungen werden vorzugsweise die Naturfreundehäuser überall im Lande aufgesucht. In diesen ist man es sich als Gästegruppe gewohnt, sich selbst zu versorgen. «Dank seinem Organisationstalent und Charisma war es ihm ein Leichtes, die Aufgaben auf verschiedene helfende Hände zu verteilen, was für die Kameradschaft und Gemeinschaft nur von Gutem war», schreiben seine Kollegen.
Zum 60-Jahr-Jubiläum der Sektion Gossau 1995 initiiert Guido Rutz eine gedruckte Wanderkarte mit Wanderungen um Gossau. Zusammen mit Bundesamt für Landestopografie hat er vor Jahren gar ein Quartettspiel für Kinder und Jugendliche entwickelt. Mit viel Herzblut stellt er seit vielen Jahren bei diversen Wochenendeinsätzen den Hüttenwart in der Tannhütte der Sektion St.Gallen im Alpstein. Vor ca. einem Jahr wird ihm zusätzlich die Verantwortung für den Substanzerhalt der Hütte anvertraut. Sogleich beginnt er mit den notwendigen Reparaturen und Verbesserungen an Haus und Umgebung. Wieder fällt es ihm leicht, handwerklich begabte Helfer zu organisieren. Wenn es nach getaner Arbeit das Team zu verpflegen gilt, sieht sich Guido in der Pflicht und steht meist selbst am Kochherd.
Guido engagierte sich, neben seiner beruflichen Tätigkeit, auch in vielfältiger Weise für soziale Belange der Allgemeinheit: Christliche Sozialbewegung, Weihnachtsaktion für benachteiligte Menschen in Gossau, Samichlaus, Wohnbaugenossenschaft, Stiftung Säntisblick in Degersheim, Pilgerverein der Freunde des Jakobweges, Stiftungsrat bei der Pro Senectute St.Gallen. Eine Zeit lang war er als Vertreter der damaligen CVP Mitglied des Gemeinderates (heute Stadtrat, Exekutive) von Gossau. Die Vermischung von sozialem Engagement und parteipolitischen Interessen war ihm jedoch strikt zuwider.
Nach der Pensionierung wird das Weitwandern zu seiner grossen Leidenschaft. Allein, manchmal zu zweit, mit Sack und Pack, legt er weite Strecken von A bis Z zu Fuss zurück, wofür er sich jeweils für mehrere Wochen abmeldet. Pilgerweg nach Santiago de Compostela, Kungsleden in Schweden, München – Venedig, längs durch die Schweizer Alpen von Chur bis zum Genfersee, einmal südlich, einmal nördlich der Haupttäler von Vorderrhein und Rhone: das waren seine Projekte in den letzten Jahren.
Für das Jubiläum 1200 Jahre Gossau, das die Stadt dieses Jahr 2024 feiert, sahen die Organisatoren Guido als die ideale Person für das Projekt «Grenzwanderungen». Mit gewohnter Akribie legt er die Route fest, plant die Etappen, sucht und motiviert Wanderleiter für die Durchführung. Als Krönung seiner Arbeit und aus eigener Initiative hat er der Stadt Gossau vor kurzem ein pfannenfertiges Projekt für die dauerhafte Ausschilderung der Route übergeben. Am Samstag, 25. Mai, stand als Höhepunkt die sportliche, 32 km lange Gesamtumrundung entlang der Gemeindegrenzen auf dem Programm. Guido geht die erste Hälfte als Leiter voraus, für die zweite hat er eine Ablösung organisiert. Trotzdem lässt er es sich nicht nehmen, die ganze Strecke bis zum Ziel mitzuwandern; derartige Leistungen sind für den 74-jährigen nichts Aussergewöhnliches. Wer hätte bei der Verabschiedung geahnt, es könnte das letzte Lebewohl sein. Bei sich zu Hause, irgendwann in der Nacht zum Sonntag, 26. Mai, hat sein Herz plötzlich aufgehört zu schlagen. «Was Guido für unseren Verein und die Gesellschaft geleistet hat, ist unschätzbar und verdient die allergrösste Hochachtung», schliessen die Naturfreunde.
pd/tb
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