«Es wäre lächerlich, würden wir immer noch die Liebhaber spielen»
Im kommenden Frühjahr präsentiert der Theaterverein Fürstenland mit dem Musical «Wie man Karriere macht ohne sich anzustrengen» eine Schweizer Erstaufführung. Produktionsleitung, Regie und musikalische Leitung: Diese Positionen sind mit alten Bekannten besetzt - die Hauptrollen gingen allerdings an die jüngeren Vertreter des Vereins.
Theaterverein «Es wäre ja lächerlich, wenn wir immer noch die tollen Liebhaber spielen würden», lacht Pius Stark, der gemeinsam mit seiner Frau Irene sowie Marco Ciorciari und Cornel Fürer als vierköpfiger Vorstand des Theatervereins Fürstenland für die Produktion verantwortlich zeichnet, am Probewochenende am Gymnasium Friedberg. Früher hätten sie die Hauptrollen selbst gespielt, doch heute müssten sie diese den Jüngeren überlassen, schliesslich hätten sie sehr gute Nachwuchskräfte. «Und wir suchen auch bewusst Stücke, in denen viele junge Rollen vorkommen», ergänzt Ciorciari. Die Hauptrolle im Musical von Frank Loessers, das im Original von 1961 auf Englisch «How to succeed in business without really trying» heisst, spielt Simon Bächtiger. «Er ist ein hervorragender Schauspieler und auch gesanglich top», lobt Stark. Bächtiger verkörpert den kleinen Fensterputzer J. Pierrepont Finch, der dank einem Buch, dem das Musical seinen Namen verdankt, im Grossunternehmen schnell die Karriereleiter hochsteigt. Der Primarlehrer, der 2019 für Hairspray erstmals im Theaterverein Fürstenland mitwirkte, besucht die Musicalschule - genauso wie Chiara Stark, welche die Sekretärin Rosemary und damit die zweite Hauptrolle spielt. Vater Pius und Schwester Seraina haben als Firmenchef beziehungsweise dessen Geliebte ebenfalls Schlüsselrollen inne. «In diesem Jahr hat mir Marco die grössere Rolle überlassen», schmunzelt Stark. «Er hat mich dafür jeweils im Jassen gewinnen lassen», witzelt sein Kollege, der den Personalchef verkörpert.
Notfallszenarien erarbeiten
Ernster werden die beiden passionierten Schauspieler, wenn das Gespräch auf die Pandemie und deren mögliche Auswirkungen auf die Produktion umschwenkt: «Es ist ein Projekt mit einem Budget von einer halben Million Franken. Da wird man schon etwas nervös, wenn man beispielsweise von einer neuen, ansteckenderen Variante hört», räumt Ciorciari ein. Glücklicherweise könnten sie sich auf sehr treue Sponsoren insbesondere auch aus dem Gossauer Gewerbe verlassen, wofür sie sehr dankbar seien. Bisher hätten sie seit der Vereinsgründung vor 33 Jahren nie einen Auftritt absagen müssen. In den nächsten Wochen werde man gemeinsam mit der künstlerischen Leitung um Regisseur Thomas Diethelm diskutieren, wie man bei Ausfällen einzelner Schauspieler reagieren könnte. «Bisher war es so, dass man auch mit 40 Grad Fieber den Auftritt hinter sich gebracht hat. Das geht bei Corona natürlich nicht mehr», erklärt Stark. Auch deshalb habe man von Anfang an klar kommuniziert, dass im Ensemble die 2G-Regel zur Anwendung komme. «Fünf Mitglieder haben sich deshalb von der Produktion zurückgezogen», erzählt Stark. Aber nur dank 2G könnten sie ohne Abstand und Maskenpflicht proben. Während die Notfallszenarien für den Ausfall einzelner Akteure erst noch entwickelt werden müssen, hat man sich für einen eventuellen Lockdown bereits gerüstet und am Sonntag während den Proben das Stück auf Video aufgezeichnet. «Gemäss Regisseur könnten wir einen Ausfall der gemeinsamen Proben von rund einen Monat verkraften, da wir bereits sehr weit sind. In einem solchen Fall könnten sich sämtliche Akteure mittels Videostudium auf den Wiedereinstieg vorbereiten», so Stark.
Laienschauspieler und Berufsmusiker
Die Zuversicht ist bei der Produktionsleitung also trotz neuer Variante ungebrochen. Seit Sommer werde wöchentlich an zwei Abenden geprobt, gegen Ende der Vorbereitungszeit werde man den Rhythmus noch erhöhen. «Und vor dem ersten Auftritt am 22. April haben wir drei Wochen Vorlaufzeit im Fürstenlandsaal. Das ist sehr grosszügig von der Stadt», erklärt Stark. Die Bedingungen am Friedberg mit zwei Räumen, in denen paraallel geprobt werden könne, seien ebenfalls ideal. Während die Schauspieler alles Laien sind, die entweder einem Beruf nachgehen oder eine Ausbildung absolvieren, sind im Orchester, das für das Musical gebildet wurde, fast ausschliesslich Berufsmusiker am Werk. Gabriel Mayer Hétu, unter anderem Dirigent der Stadtmusik Gossau, ist für die Orchesterproben verantwortlich und übergibt für die Zusammenführung mit dem Ensemble dann an den musikalischen Leiter des Musicals, Philippe Frey. Der Vorverkauf für die zwölf Aufführungen, die vom 22. April bis 14. Mai 2022 über die Bühne gehen, ist ab sofort unter www.theaterverein.ch offen.
Von Tobias Baumann