Gelebte Biodiversität
Tamara und Stefan Krapf haben sich in Bernhardzell ein kleines, eigenes Ökosystem aufgebaut. Auf dem Hof des jungen Ehepaars tummeln sich zwischen Heilkräutern und einem Bienenhotel neugierige Kängurus, freche Straussen, glückliche Angusrinder und nimmersatte Pommernenten.
Känguruhof Tamara Krapf beobachtet eine Weile lang eine Honigbiene, die durch ihren wilden Garten summt und fängt sie dann geschickt mit ihrer blossen Hand ein. „Wildbienen stechen nicht“, erklärt die 30-Jährige Floristin und angehende Landwirtin. Sie öffnet ihre Hand aber schnell wieder und entlässt die Biene in die Freiheit. Das Leben auf dem Känguruhof ist ein grosses Miteinander. Menschen, Tiere und Natur stehen im perfekten Einklang. „Die Natur ist unser wichtigstes Gut“, ist Tamara Krapf überzeugt. Ein weisses Kängurubaby hoppelt an den hohen Zaun. „Das ist unser jüngster Zuwachs auf dem Hof“, sagt sie voller Stolz und geht vorsichtig auf das kleine Albino Wallaby zu. Doch schnell verschwindet es im Beutel seiner Mama, streckt aber sogleich interessiert das kleine Köpfchen mit der rosa Nase heraus. „Uns liegt es am Herzen, dass wir unsere Tiere möglichst artgerecht halten. Dazu gehört auch, dass wir den Wallabys, so heissen die Kängurus in ihrer Heimat Australien, ihren Freiraum lassen und sie nicht zu Kuscheltieren umerziehen“. Aber alleine das Beobachten der lustigen Kängurus macht grossen Spass.
Selfies mit einem Strauss sind eine Mutprobe
Ihr Mann Stefan absolvierte die Ausbildung zum Landwirt auf einer Straussenfarm. Nach dem er gemeinsam mit Tamara den Bauernhof seines Vater übernommen hatte, überlegte sich das Paar, welchen Tieren sie neu ein Zuhause geben möchten. „Dank meiner Erfahrung mit Straussen haben wir uns entschieden, selbst eine kleine Herde zu halten“, so Stefan Krapf. Im Gegensatz zu den Kängurus sind diese überhaupt nicht scheu und schnappen mit ihren Schnäbeln nach allem, was glänzt. Ein Selfie mit einem silbernen Handy zu machen, wird zu einem Abenteuer. Für Besucher sind die gutmütigen Vögel eines der vielen Highlights auf dem Erlebnishof.
Ein Bienenhaus zum Übernachten
Weit hinten am Rande eines Feldes sieht man die Umrisse eines kleinen Häusschens. „Das ist unser Bienenhotel, in dem man übernachten kann“, erklärt Tamara Krapf. Durch eine Glasscheibe hat man direkten Einblick in die Waben der Tiere. „In der Nacht brummelt es wunderbar entspannend im Zimmer.“ Nebst dem Verkauf des Fleisches der Rinder und Straussen, versucht das Paar nämlich auch, den Tourismus in der Region anzukurbeln. Regelmässig laden sie zu Brunches in ihre grosse Scheune ein, vergeben Patenschaften für die Tiere und organisieren Natur-Kurse. Am 1. und 2. Juni findet der Kurs unter dem Motto „Wie baue ich mir meinen eigenen kleinen Kräutergarten an“ statt. Von Wildblumensträusse pflücken und binden bis hin zu Räucherritualen – der Sommer wird spannend auf dem Känguruhof.
Ein liebevoll gestalteter Hofladen
Das Schmuckstück des Bauernhofes ist der eigene Hofladen. Liebevoll von Zimmermann Stefan Krapf ausgebaut und gefüllt mir allerlei Selbstgemachten von Tamara und Bauern aus der Region. Von Gewürz- und Teemischungen zu ausgefallenen Konfitüren, selbstgebrannten Schnäpsen bis hin zu Seifen und Schmuck. Die Produkte sind hübsch verpackt und mit einer einladenden Etikette beschriftet und: „Alle Verpackungen sind recycelbar“, ist Tamara Krapf wichtig. So schliesst sich das kleine Ökosystem der Krapfs wieder.
Von Marc Ferber