«Es ist schade, aber dennoch richtig, dass die Zeit endet»
Florian Hunziker blickt auf seine politische Karriere zurück, die 16 Jahre andauerte
Gemeinderat Florian Hunziker hat vergangenes Jahr bekannt gegeben, dass er bei den Gesamterneuerungswahlen nicht wieder antreten wird. Er freut sich nun auf neue Herausforderungen und darauf, mehr Zeit für die Familie zu haben.
Rückblick «Der Gemeinderat war in den vergangenen Jahren eine wirklich tolle Truppe, insbesondere seit Max Eugster Gemeindepräsident ist. Ich höre eigentlich in der besten Zeit auf und werde die Zusammenarbeit, die Leute und mein Ressort sehr vermissen. Das alles ist mir sehr ans Herz gewachsen», sagt Florian Hunziker, der noch bis Ende Mai Gemeinderat ist. Er habe die Zusammenarbeit stets geschätzt, denn es sei immer um die Sache und nie um die Parteien gegangen. «Es ist schade, aber ich finde es dennoch richtig, aufzuhören», so Hunziker. 2007 startete sein politisches Wirken im Einwohnerrat, seit 2015 ist er im Gemeinderat und ab 2011 amtete er neun Jahre lang als Kantonsrat. «Ich war sehr lange in der Politik und möchte nun mehr Zeit für meine Kinder und meine Frau haben. Die Kinder werden älter und ich schätze jede Minute, die ich mit der Familie verbringen kann.» Auf seine diversen politischen Ämter schaue er gerne zurück, ihm habe gefallen, dass er so einen Beitrag für die Allgemeinheit habe leisten können. «Die Veränderungen waren sicht- und spürbar. Es war schön, Herisau mitzugestalten», sagt Hunziker. Sechs Jahre leitete Hunziker das Ressort Technische Dienste, bevor er schliesslich das Ressort Soziales betreute. «Daran habe ich am meisten geschätzt, dass es um den Menschen geht und dass wir einen Beitrag leisten können für Menschen, die oft auf der Schattenseite des Lebens stehen», so Hunziker. Hunziker hatte unter anderem mit Berufsbeiständen, dem Asylwesen, der Sozialhilfe und mit der Beratungsstelle für Flüchtlinge zu tun. «Die Arbeit war immer sehr vielfältig und die Menschen in diesem Bereich arbeiten mit Herzblut für die Leute, ohne die Kosten aus dem Blick zu verlieren.» Zum Zeitpunkt der Ressortübernahme war man mitten in der Corona-Krise, ehe der Ukrainekrieg das Ressort mit der Beratungsstelle für Flüchtlinge, dem Asylwesen und dem Kantonalen Integrationsprogramm vor ausserordentliche Herausforderungen stellte.
«Freue mich auf den Abschluss»
Auf die Frage, wer wohl in Zukunft das Ressort Soziales im Gemeinderat vertreten werde, antwortet Florian Hunziker: «Ich hoffe sehr, dass jemand das Ressort übernehmen will und die Aufgaben ebenfalls mit Vertrauen in die Arbeit der Mitarbeitenden und mit Begeisterung anpackt.» Wenn er in die Zukunft blickt, hat die Familie erste Priorität. Er freut sich auch darauf, Zeit für seine Beratungstätigkeit und Kreativität zu haben. «Derzeit arbeite ich 70 Prozent beim Kanton, bin im Gemeinderat und mache meine Ausbildung zum individualpsychologischen, psychosozialen Berater; da bleibt wenig Zeit für anderes übrig», so Hunziker. Ab Ende Mai habe er mehr zeitliche Ressourcen, die er auch nutzen möchte, um Schwerpunkte für seine Praxis zu setzen und das Angebot zu schärfen. «Dann kann ich auch viel besser planen, wann ich online und vor Ort Beratungen durchführe. Derzeit habe ich keine fixen Zeiten.» Drei Jahre dauert seine Ausbildung, im Herbst will er die Diplomprüfung ablegen. «Ich freue mich auf den Abschluss. Und darüber, dass ich wieder etwas gefunden habe, für das ich eine Leidenschaft hege.»
«Habe mich getragen gefühlt»
Der Abschied aus der Politik sei trotz viel Vorfreude auf Neues kein leichter. «Ich werde meine Gemeinderatskolleginnen und -kollegen sowie die Mitarbeitenden der Verwaltung vermissen. Weiter bin ich dankbar für das Vertrauen, welches ich über all die Jahre seitens der Bevölkerung spüren durfte. Ich fühlte mich von der Bevölkerung unterstützt und getragen. Ich darf auf 16 gute Jahre in der Politik zurückblicken», meint er. Mit einem Augenzwinkern vergleicht Hunziker die Politik mit einem Theater. «In der Wahrnehmung war das jedenfalls manchmal so. Wenn Menschen sich im Parlament für eine Sache stark gemacht haben, mussten sie sich gut ausdrücken, um sich Gehör zu verschaffen. Wer nichts mit Politik zu tun hat, dürfte da oftmals nur Bahnhof verstanden haben, deshalb spreche ich von Theater», so Hunziker.
«Guten Kandidaten gefunden»
Das Amt als Gemeinderat sei Würde und Bürde zugleich. Da kein Run auf den vakanten Sitz losgetreten worden sei, kann interpretiert werden, dass «Würde und Bürde» zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung in keinem guten Verhältnis stünden. Mit Samuel Knöpfel habe man jedoch einen guten Kandidaten gefunden. «Es wäre für die Herisauerinnen und Herisauer sicher schön, würde es eine Auswahl geben, aber mit ihm hat man eine engagierte Person für den Gemeinderat gefunden. Er ist ein Ur-Herisauer, dem das Wohl der Gemeinde sicherlich auch am Herzen liegt.»
Stefanie Rohner