«Wir streben ein solidarisches Zusammenspiel an»
Die Beratungsstelle für Flüchtlinge leistet wichtige Arbeit
Die Beratungsstelle für Flüchtlinge ist eine wichtige Anlaufstelle für Geflüchtete. Dort werden sie unterstützt, beraten und begleitet, egal ob es um die Integration in den Arbeitsmarkt oder die Gesellschaft geht. Der Ukraine-Krieg hat die Beratungsstelle zusätzlich gefordert.
Beratung Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine ist die Beratungsstelle sehr gefordert und musste das Personal aufstocken. «Die Ukrainerinnen und Ukrainer, die hier in Herisau ankommen, erhalten von uns Hilfe. Wir suchen Wohnungen für sie, helfen beim Einrichten oder bringen sie bei Freiwilligen unter», sagt Sendija Redzematovic. Sie ist studierte Sozialarbeiterin und arbeitet seit sieben Jahren in Herisau als Flüchtlingsberaterin und seit einem Jahr als stellvertretende Bereichsleiterin.
«Es war eine Herausforderung»
Sie sagt, der Aufwand sei gerade zu Beginn riesig gewesen, da schnell viele Personen angekommen seien. «Inzwischen haben wir alles aufgegleist, deshalb ist es ein wenig einfacher, da die Strukturen funktionieren», sagt sie. Die Beratungen wurden gebündelt angeboten, damit man allen gerecht werden konnte. «Es ist alles sehr schnell passiert und eine grosse Herausforderung. Aber wir sind bestrebt, dass wir stetig mehr Beratungen anbieten können», so Redzematovic. Doch die Beratungsstelle macht noch viel mehr, als lediglich die Beratungen. Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagogen und Jobcoaches sorgen dafür, dass Klientinnen und Klienten der Beratungsstelle für Flüchtlinge gut aufgehoben sind. Die Beratungsstelle gehört der Abteilung Soziales an und ist zuständig für die Bereiche Asyl und Flüchtlingsberatung.
Sprachliche Barrieren meistern
«Im Bereich Asyl arbeitet die Beratungsstelle für Flüchtlinge ausschliesslich für und in der Gemeinde Herisau, in der Flüchtlingsberatung arbeitet sie zusätzlich im Auftrag aller Ausserrhoder Gemeinden und ist in diverse Bereiche aufgeteilt», sagt Redzematovic. Da gibt es die Sozialhilfe, die Sozialberatung und das kantonale Integrationsprogramm (KIP). «Unsere Kernaufgaben sind die Sozialhilfe und die Sozialberatung, welche auch zum Ziel hat, die soziale Integration zu erreichen und sicherzustellen, dass die Klientinnen und Klienten ihre Sozialleistungen erhalten. In der Sozialberatung sind wir die Anlaufstelle, wenn jemand zum Beispiel familiäre Probleme hat. Aber es werden Probleme jedweder Art besprochen und wenn nötig externe Fachstellen hinzugezogen», sagt sie. Alle anerkannten Geflüchteten des Kantons werden über die Beratungsstelle in Herisau betreut. Die Bereiche des KIP sind vielfältig, ebenso die Arbeit der Beratungsstelle: es gibt Deutschkurse bis Niveau A2 oder höher, denn die sprachlichen Barrieren und die Integration in die Gesellschaft werden wesentlich dadurch gemeistert, indem die Klienten Deutsch lernen. Hinzu kommt der Bereich der Potenzialabklärung. «Dort schauen wir mit den Klienten, welchen beruflichen und schulischen Hintergrund sie mitbringen, was sie gerne machen würden und was möglich wäre», sagt Redzematovic. Hat beispielsweise jemand im Heimatland eine Ausbildung oder ein Studium begonnen, so schauen wir ob es möglich ist, dies hier anerkennen zu lassen oder suchen etwas in ähnlichen Berufen», sagt die Flüchtlingsberaterin. Bei der Potenzialabklärung wird auch geklärt, wer eine Lehre machen möchte und machen kann. «Gerade haben elf Lernende ihre Lehre abgeschlossen. Das freut uns immer sehr», sagt Redzematovic.
«Befriedigender, wenn sie selbst die Stelle finden»
Im Jobcoaching wird schlussendlich geklärt, ob es für den Beruf, den der Klient anstrebt, noch Weiterbildungen oder einen weiteren Sprachkurs braucht. «Dort werden die Klientinnen und Klienten stets begleitet, egal welche Richtung sie einschlagen. Und sie werden befähigt, selbstständig auf Stellensuche zu gehen», sagt sie. Es werde ihnen beigebracht, wie ein aktueller Lebenslauf aussehen muss, wie die Bewerbungsprozesse ablaufen und wo sie offene Stellen finden. «Es ist für alle befriedigender, wenn sie selbst eine Stelle finden. Manchmal kommen auch Arbeitgeber auf uns zu und wir schauen dann, mit welchen Personen die Stelle matchen würde», sagt Redzematovic. Jemand, der eine Stelle gefunden hat und mit dem Einkommen sein Lebensunterhalt bestreiten kann, ist abgelöst von der Sozialhilfe der Beratungsstelle. Dann kommt das «Supportet Employment» zum Tragen. «Wir wollen, dass die Klientinnen und Klienten ihre Stelle nachhaltig behalten. Ab und an scheitert es an der Kommunikation und dem Verständnis. Schwierigkeiten erweisen sich oft da, wo die Sitten und Gebräuche der Geflüchteten dem Schweizer Arbeitsalltag nicht gerecht werden. Die Job Coaches weisen Geflüchtete Qualifizierungsprogrammen zu und stehen ihnen wie auch Arbeitgebenden über die Sozialhilfeunabhängigkeit hinaus zur Verfügung», sagt Redzematovic. Ziel sei nämlich, dass Geflüchtete wirtschaftlich unabhängig werden. «Unsere Arbeit ist geleitet vom Gedanken, Geflüchteten Integrationsmöglichkeiten in die Gesellschaft zu erschliessen. Wir streben ein solidarisches Zusammenspiel zwischen Einheimischen und Geflüchteten an. Dadurch soll die staatliche Unterstützung die Ausnahme sein. Insbesondere die nachkommenden Generationen von Geflüchteten sind anerkannt, gesellschaftlich integriert und wirtschaftlich unabhängig», so Redzematovic.
Stefanie Rohner