«Wo liegen die Snus-Produkte auf?»
JA-Komitee «Kinder ohne Tabak» St.Gallen & beide Appenzell zu Gast in Herisau
Am Samstag lud das JA-Komitee St.Gallen & beide Appenzell am Obstmarkt zum Startevent für den Abstimmungskampf zur Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» über die am 13. Februar abgestimmt wird. Die Befürworter des weitgehenden Werbeverbots hatten eine klare Botschaft für die Anwesenden.
Obstmarkt «Gemäss Umfragen sollte die Initiative in St.Gallen angenommen werden, Appenzell Innerrhoden wird schwierig zu gewinnen sein und Ausserrhoden steht auf der Kippe. Wir müssen unsere Botschaft also unbedingt ins gesamte Appenzellerland bringen», sagt Markus Dick, Co-Koordinator JA zu «Kinder ohne Tabak» St.Gallen & beide Appenzell. Der Sozialarbeiter ist in Herisau aufgewachsen, engagiert sich seit 20 Jahren in der Jugendarbeit und leitet nationale Tabakpräventionsprojekte. «9500 Personen sterben in der Schweiz jedes Jahr an den Folgen des Rauchens. Jährlich wird damit ein Dorf wie Teufen ausgelöscht», erklärt Dick. Dass man für ein solches Produkt in Zonen werben dürfe, in denen es Kinder sehen, sei komplett unverständlich und die Schweiz gehöre europaweit zu den Schlusslichtern, was die Tabakprävention bei Kindern und Jugendlichen angehe. Natürlich spiele die Gruppendynamik bei Jugendlichen, die zu rauchen begännen, eine Rolle, aber wenn die Werbung keinen Effekt hätte, würden die Unternehmen kaum so viel Geld dafür ausgeben.
Wenn Tabakfirmen sponsern
Dick zeigte den Anwesenden einige für ihn besonders störende Beispiele, so eine Werbung mit einem Eishockeytorhüter, der cool einen Puck fängt und dabei für ein Snus-Produkt wirbt. «Haben Sie am Kiosk schon einmal geschaut, wo die Snus-Produkte aufliegen? Gleich neben den Kaugummis in gleichen Farben und Dosenformen», enerviert sich Dick. In den sozialen Medien werde ein Lebensgefühl verkauft und die Produkte würden durch gut aussehende und coole Influencerinnen und Influencer präsentiert. Im letzten Jahr seien beispielsweise Tricks mit ausgeblasenen Rauchschwaden viral gegangen. Und dann kam Dick auf die Werbung für Tabakprodukte am OpenAir St.Gallen zu sprechen. Im «The Village», das von einer Tabakfirma betrieben werde, könnten sich die jungen Frauen besonders schön schminken lassen. In der Winston Lounge sei jeweils getanzt, getrunken und gelacht worden. «Ich finde das OpenAir St.Gallen mega cool und die jungen Leute sollen da hingehen. Da erlebt man was fürs Leben. Aber ich habe ein Problem mit Werbung für Nikotin an solchen Veranstaltungen», stellt Dick klar. Er zeigte sich überzeugt, dass andere Sponsoren in die Bresche springen würden, wenn man die Tabakfirmen vom Gelände verbanne.
Jahrelanger Leidensweg
Unterstützung erhielt Markus Dick vom Lungenarzt Martin Brutsche und von Tamara Gier Urech, die als Projektleiterin Gesundheitsförderung und Prävention für die Lungenliga St.Gallen-Appenzell regelmässig Workshops mit Schulklassen leitet. «Ich sehe den jahrelangen Leidensweg vieler Patienten, die kaum mehr eine Treppe hochsteigen können und die immer einsamer werden, weil sie keine Aktivitäten mehr machen können», erzählt Brutsche, der als Lungenarzt am Kantonsspital St.Gallen arbeitet. Diese Leute könnten nicht mehr freiheitlich entscheiden, da sie abhängig seien. Da diese Altersgruppen ihr bevorzugtes Produkt ohnehin längst gewählt hätten, richte sich die Werbung gezielt an die Jungen als potenzielle Kunden. Dagegen müsse man ankämpfen, so Brutsche. Tamara Gier Urech erklärte, dass alle Jugendlichen verschiedene Gründe aufzählen könnten, weshalb man nicht rauchen sollte und doch beginne mehr als die Hälfte der Raucher vor dem 18. Lebensjahr. Deshalb sei der Kinder- und Jugendschutz so ein zentrales Element.
Von Tobias Baumann