Die freie Szene und der fehlende Raum
Podiumsdiskussion mit Vertretenden aus Politik und Kultur
Seit Jahren wird in der Stadt rund um die freie Szene viel diskutiert. Mit dem im Sommer freiwerdenden Theaterprovisorium könnte ein Haus für die freie Szene Wirklichkeit werden. Inwiefern diese gewollt ist, diskutierten Vertretende aus Politik und Kultur an einem Podium.
Kultur Welche Räume für eine professionelle, freie Theater- und Tanzszene braucht es? Welche Räume gibt es und wie können gemeinsame Visionen entstehen? Unter anderem diese Fragen bewegen die lokale Kulturpolitik und die Kulturschaffenden seit geraumer Zeit, heisst es in einer Mitteilung der Kooperation von IG Kultur Ost, IG Tanz Ost, t. Ostschweiz, Paula Interfestival und POOL – Raum für Kultur. Daher lud die Kooperation zur Podiumsdiskussion – auch weil Stadtparlamentarier Peter Olibet mit einer Einfachen Anfrage an den Stadtrat das Theaterprovisorium «Umbau» als Haus für die freie Szene wieder ins Gespräch gebracht und die Idee einer dreijährigen Zwischennutzung lanciert hat. Nebst dem Stadtparlamentarier sass Kantonsrat Martin Sailer als politischer Vertreter im Podium, dazu Jan Henric Bogen vom Konzert und Theater St.Gallen, Ann Katrin Cooper von der IG Kultur Ost und Rebecca C. Schnyder, Dramatikerin und Produzentin.
Räume nicht ideal
Die Antwort auf seine Einfache Anfrage sei noch offen, sagte Olibet: «Mir ging es einfach darum, diesen Gedanken einmal anzustossen.» Damit meint er eine provisorische Bewilligung für das Theaterprovisorium, damit es wie ein Labor genutzt werden könne, um herauszufinden, was die freie Szene brauche. Ihm schloss sich Kantonsrat Sailer an, der ebenfalls zu einer Übergangsnutzung des Theaterprovisoriums eine Einfache Anfrage eingereicht hat und am Podium den Ball den Kulturschaffenden zuspielte: «Was sagt ihr denn dazu?» Zunächst stellte Cooper fest, dass der Bedarf in St.Gallen für ein Haus für die freie Szene definitiv da sei. Allerdings sei das Provisorium mit seiner grossen Bühne nicht ideal. Die freie Szene benötige modulare Räume. Schnyder hingegen warf ein, dass trotzdem viel möglich sei, auch wenn die Räume nicht sehr geeignet seien: «Das Provisorium würde der freien Szene Zeit verschaffen, um die Bedürfnisse auszuloten.» Doch nicht nur das Provisorium wurde diskutiert, sondern auch inwiefern sich der Umbau für eine Weiternutzung durch Konzert und Theater St.Gallen anbieten würde, wodurch eventuell Räumlichkeiten in der Lokremise frei würden, die dann von der freien Szene genutzt werden könnten. Bogen meinte dazu, dass er sich durchaus eine gemeinsame Nutzung des Provisoriums mit der freien Szene vorstellen könne: «Wir sind keine Konkurrenten. Von diesem Denken möchte ich wegkommen.» Er gab aber auch zu, dass die nächste Spielzeit bereits geplant sei und er hierbei keine Flexibilität garantieren könne, wenn es beispielsweise um die Räumlichkeiten der Lokremise gehe.
Pläne für die Nutzung
Als die Fragerunde für das Publikum eröffnet wurde, meinte beispielsweise eine Frau, es wäre vorteilhaft, man würde seitens freier Szene bereits einige konkrete Pläne für die Nutzung des Provisoriums festlegen: «So dass man der Politik etwas vorlegen kann und diese Bescheid weiss.» Eine Person meinte, dass das Provisorium gar nicht für die freie Szene geeignet sei und man diesen Gedanken verwerfen soll, während eine weitere Person befand, das Haus allein reiche nicht, es müsse auch eine bezahlte Stelle geben, welche das Haus kuratiere. Einig war man sich am Ende, dass es jetzt schnell gehen müsse, denn am 11. Juni findet die letzte Vorstellung des Theaters im Provisorium statt. Zudem müsse sich die freie Szene organisieren und ein Gesuch für die Ausnahmebewilligung eingereicht werden. Wer hierbei die Initiative ergreift und sich konkret darum kümmert, blieb offen.
Von Ladina Maissen