Kultur
Im Zeichen der Sterne
Die neue Sommerausstellung der Stiftsbibliothek verfolgt den Weg der Sterne von der Antike bis in die Neuzeit.
Der Kosmos und die Sterne sind etwas, dass die Menschen seit jeher fasziniert – so auch in St.Gallen. In den Handschriften der Stiftsbibliothek werden jetzt zahlreiche Texte, in denen die leuchtenden Punkte am Firmament im Zentrum stehen, ausgestellt.
Die neue Sommerausstellung der St.Galler Stiftsbibliothek, die am Dienstag eröffnet wurde, steht im Zeichen der Sterne. Es werden Texte von der Antike bis in die Neuzeit präsentiert, die sich einerseits mit der Lehre und der Deutung von Sternen befassen, andererseits werden auch Mythen und archaisches Gedankengut vorgestellt. So sind beispielsweise mehrere Schriften ausgestellt, die zeigen, dass die Menschen noch lange glaubten, menschliche Seelen würden nach dem Tod zu Sternen. Eine Idee, die sich in ihrer Symbolik bis heute durchgesetzt habe, meint Stiftsbibliothekar Cornel Dora: «Wir erkennen sie heute noch auf dem Hollywood Boulevard in Los Angeles, auf dem Stars des Showbiz mit Sternen verewigt werden.»
Tausendjährige Aufzeichnungen
Die Mönche von St. Gallen waren sternkundig. Sie hielten ihre Beobachtungen fest und überlieferten Wissen über den Lauf von Mond, Sonne und Planeten. Besonders um die Wende zum Jahr 1000 sind viele Aufzeichnungen zu ungewöhnlichen Himmelsereignissen erhalten. So zum Beispiel auch ein Bericht über die Supernova aus dem Jahr 1006, die damals über dem Säntis beobachtet wurde. «Es war die hellste Supernova, die wir aus historischer Zeit kennen», sagt Ruth Wiederkehr, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftsbibliothek.
Einzigartiger Globus nachgebaut
Entgegen dem was man aus tausend Jahre alten Überlieferungen erwarten würde, zeigt die Ausstellung wie viel die Menschen damals bereits über die Sterne wussten. Dass die Menschen zu jener Zeit glaubten, die Erde sei eine Scheibe und der Himmel eine Kuppel, an der die Sterne befestigt sind, sei ein weit verbreiteter Irrglaube. So können in der Stiftsbibliothek Texte von Notker dem Deutschen von vor rund 1000 Jahren begutachtet werden, die berichten, dass zu jener Zeit in St.Gallen ein Erdglobus hergestellt wurde. «Es ist der einzige explizit bezeugte Erdglobus aus dem Jahrtausend zwischen der Antike und dem Ausgang des Mittelalters», erklärt Dora. Eines der Highlights ist daher der eigens für die Ausstellung hergestellte Holz-Nachbau von Notkers Globus. Als Vorlage dienten Skizzen aus dem frühen Mittelalter, die ebenfalls ausgestellt sind. Die Ausstellung kann bis am 29. Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr besucht werden.
Von Selim Jung