«Ist ein grüner Bühnenturm keine Option?»
Fassadenbegrünung statt Betongrau beim Theaterumbau
Das in den 1960er-Jahren erbaute Stadttheater befindet sich mitten im Umbau. Das bemerken vor allem auch die Anwohnenden. Beim Anblick des Umbaus fällt einem Leser der St.Galler Nachrichten immer wieder der graue Bühnenturm ins Auge - der seiner Meinung nach auch grün sein könnte.
Museumsstrasse «Über Wochen wird der Bühnenturm des St.Galler Stadttheaters auf reines Grau geputzt», sagt Werner Deuel gegenüber den St.Galler Nachrichten. Als direkt nebenan Wohnender habe er den Umbau täglich vor Augen. «Mit dem Umbau hätte man doch die Chance nutzen und sich gegen eine sture, graue Betonmauer entscheiden können», findet Deuel. Wie wäre es mit Kunst am Bau gewesen, handle es sich doch um ein Gebäude voller Kunst und Kultur, meint er weiter. Oder: «Eine vertikale Begrünung im Sinne einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung? Schon der Architekt der 60er-Jahre, Claude Paillard, hat mit den nicht indigenen Rhododendren auf dem Eingangsdach ein zaghaftes grünes Zeichen gesetzt», sagt der St.Galler. Spätestens seit der Expo 2015 in Mailand sei das Begrünen von Fassaden und vertikalen Wänden eine realisierbare und mutige Möglichkeit - gerade auch im Hinblick für ein besseres Stadtklima. Er sei nicht der Partei der Grünen angehörig, betont Deuel, er habe lediglich Freude an der Natur. «Ist denn ein grüner Theater-Bühnenturm für die Pionierstadt St.Gallen keine Option?»
Gebäude unter Denkmalschutz
«Nein», sagt Sacha Vaucher vom Hochbauamt des Kantons St.Gallen, das als Liegenschaftseigentümer für den Theaterumbau zuständig ist. Der Grund dafür sei einfach: «Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. In solchen Fällen sind Begrünungen oder auch Photovoltaikanlagen immer schwierig», so Vaucher. Man sei mit dem kantonalen Denkmalschutz bei der Umbauplanung in Kontakt gewesen und habe beispielsweise über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach nachgedacht. «Eine Fassaden-Begrünung wurde allerdings nie diskutiert.»
Historie des Gebäudes
Er verstehe das Anliegen des Anwohnenden und bei einem Neubau wäre eine Art der Begrünung sicherlich in Betracht gezogen worden, so Vaucher: «Beim Umbau des Stadttheaters muss man allerdings auch die Historie des Gebäudes im Kopf behalten und es gibt viele Architekten - einschliesslich mir - welche genau diese Art von Bau, wie sie jetzt entsteht, angemessen finden.» Zudem habe man mit dem angrenzenden Stadtpark links und rechts des Bühnenturms viel grün, in dem das Gebäude einen Kontrastpunkt setze. «Somit muss das, in diesem Fall, bei der Fassade nicht auch noch sein.»
Von Ladina Maissen