Neuer HSG-Campus: Verkehrsbelastung als grösste Sorge
Stadt, Kanton und Universität informierten Quartierbewohnende über den Stand des neuen Campus’ am Platztor
Fast zwei Jahre ist es her, seit der Kanton das Siegerprojekt «Haus im Park» aus dem Architekturwettbewerb vorstellte, welches künftig beim Platztor den neuen Campus der Universität St.Gallen (HSG) ergeben soll. Nun wurden die ersten Planungen den benachbarten Quartieren vorgestellt.
Platztor Das Interesse an den Neuigkeiten zum HSG-Campus am Platztor überstieg die Erwartungen von Stadt, Kanton und Universität, welche die benachbarten Quartiere zunächst ins Waaghaus zur Informationsveranstaltung luden. «Es gab so viele Anmeldungen, dass wir dort nicht ausreichend Platz gehabt hätten», sagt Ralph Hagen, Leiter Baumanagement beim Hochbauamt des Kantons am Donnerstagabend zu den rund 140 Anwesenden im HSG-Weiterbildungszentrum Holzweid, wohin der Anlass verschoben wurde. Hagen informierte gleich zu Beginn über zwei wesentliche Änderungen am Bau: «Weil das Niveau des Erdgeschosses angehoben werden musste, wäre das Gebäude zu hoch geworden. Daher ist nun ein Stockwerk weniger geplant. Dafür konnten die Raumhöhen verbessert werden», erklärt er. Die Frage aus dem Publikum, ob dadurch an Gesamtfläche eingebüsst wurde, verneint Hagen. «Wir konnten dafür die Fläche etwas ausdehnen. Somit bleibt die Gesamtfläche bei den ursprünglichen Quadratmeterzahl.»
Lamellen als Sonnenschutz
Die zweite wesentliche Änderung betreffe die Fassade, welche im Siegerprojekt eine grosse Fensterfläche vorsah. «Es sind nun vertikale Lamellen als Sonnenschutz geplant. Die Räume müssten ansonsten klimatisiert werden, was nicht nachhaltig und somit auch nicht mehr zeitgemäss ist», erklärt Hagen. Wenn er der Architekt wäre, sagte ein Anwesender, würde ihn diese Änderung stören. «Das hat nichts mehr mit dem Aussehen des ursprünglichen Projekts zu tun. Die Transparenz ist verloren gegangen», meinte er. Hagen stimmte ihm zu: «Ja, die Fassade hat sich verändert. Aber alle Änderungen geschehen in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten.» Ausserdem sei die Transparenz nur von aussen nicht mehr dieselbe. Als drittes kam Hagen auf die Umgebung zu sprechen: Möglichst viele Flächen sollen unversiegelt bleiben, von vorne soll der Bereich offen gestaltet werden, hinter dem Gebäude ein Park entstehen, der einem Garten ähnle: «Damit wird man dem Namen des Projekts gerecht.» Die Umgebung beinhaltet auch die Verkehrssituation, die am Informationsanlass am meisten zu reden gab. «Das ist immer so», stellt Wolfgang Seez, Projektleiter beim Tiefbauamt des Kantons, schon zu Beginn seiner Ausführungen fest.
Neue Fussgängerstreifen
«Die St.Jakob-Strasse ist eine wichtige Hauptachse, der Verkehr soll auch künftig fliessen. Daher bleiben die Fahrspuren gleich», sagt Seez. Eine Erhebung habe gezeigt, dass sich die Studierenden vorwiegend zu Fuss, mit dem Velo oder dem öffentlichen Verkehr fortbewegen. Auch die lediglich 50 geplanten Autoparkplätze folgten diesem Trend. «Der Campus soll auf keinen Fall mehr Verkehr generieren», so Seez. Änderungen auf der Strasse gebe es allerdings im Bereich Fussgängerstreifen: Es soll je einen über den Unteren Graben und die St.Jakob-Strasse geben, jeweils bei den bestehenden Ampeln, die durch eine Velofurt ergänzt werden. «Die bestehende Unterführung wird vergrössert, dabei aber nicht kombiniert für zu Fuss Gehende und Velofahrende. Das haben wir zwar geprüft, die nötigen Rampen dazu wären aber zu lang. Zudem verunmöglicht der Baugrund wegen des Grundwasserspiegels diese Lösung.» Die zusätzlichen Fussgängerstreifen und Velofurten passten allerdings nicht allen Anwesenden: «Wie stellen sie sich vor, soll der Verkehr so noch funktionieren? Wird das so gebaut, ist das wie eine Barriere», so der Mann. Seez verwies auf die Berechnungen, die zeigen würden, dass der Verkehr trotzdem flüssig bleibe. Ein anderer Anwesender sorgte sich bereits über den Bauverkehr, der – so hoffe er – nicht über das Quartier laufen werde.
Räume für die Öffentlichkeit
Nicht zur Verkehrs-, sondern zur Studentensituation äusserte sich eine Anwesende, die die Frage stellte, wie man dem Problem der zunehmenden Studentenpartys begegnen wolle, da die Situation im Quartier diesbezüglich heute schon nicht zufriedenstellend sei. Ein anderer Anwesender widersprach der Frau: «Ich nehme das mit den Partys überhaupt nicht so wahr – eher im Gegenteil. Ich sehe bereits jetzt, wie die Studierenden zu wenig Platz zum Lernen haben und die Plätze in der Stadtbibliothek immer voll sind», sagt er. Er hoffe, der neue Campus könne hier eine Entlastung bringen – diese Hoffnung teilt auch Bruno Hensler, Verwaltungsratsdirektor der HSG. «Der neue Campus soll Raum für 3'000 Studierende bieten und dieser Raum wird dringend benötigt», so Hensler. Inwiefern der Neubau der Öffentlichkeit zugänglich sei und wie teuer einem das zustehen komme, wollte eine Person aus dem Publikum wissen. «Preise wie bei der Olma sind ja hoffentlich nicht die Idee», meinte der Mann. Hensler bestätigte dies, sagte aber auch: «Die Frage, was uns erlaubt ist, ist noch offen.» Ohnehin sei noch vieles offen und es werde eine weitere solche Veranstaltung im Mai dieses Jahres sowie ein Mitwirkungsverfahren geben, sagte Stadtplaner Florian Kessler zum Abschluss des Anlasses.
Von Ladina Maissen