«Personal selbst ausbilden»
Wisi Signer, Leiter der Bäckerei Gschwend, über den Kampf gegen den Fachkräftemangel
Die Auswirklungen der Pandemie zeigen sich in allerlei Branchen, viele kämpfen mit fehlendem Fachpersonal. Bekannte Beispiele sind die Pflegebranche und die Gastronomie. Im Interview sagt Geschäftsleiter Wisi Signer, wie die Bäckerei Gschwend mit der Situation umgeht.
Wisi Signer, wie gestaltet sich die Situation der Bäckerei Gschwend derzeit?
Seit es keine Corona-Einschränkungen mehr gibt, haben wir sehr viel zu tun. Uns geht es da nicht anders als anderen Branchen und auch wir kämpfen gegen den Fachkräftemangel. Den gab es in der Gastronomie aufgrund der unregelmässigen Arbeitszeiten schon immer. Jetzt hat er sich allerdings noch verstärkt.
Was macht die Bäckerei Gschwend dagegen?
Die Lösung haben wir bereits seit vielen Jahren: Man muss das Personal selbst ausbilden. Wir haben immer zwischen 10 und 20 Lernende in unseren Filialen und viele bleiben nach der Lehre. Wer selbst ausbildet, ist direkt am Draht, und wer sich nicht um den Nachwuchs kümmert, sollte auch nicht jammern.
Nicht jeder Betrieb kann es sich leisten, selbst Lehrlinge auszubilden.
Eine gewisse Grösse zu haben ist sicherlich von Vorteil. Bei uns gibt es auch viele «einfache» Arbeiten, wofür man kein Studium braucht. Aber das Erfolgsrezept ist, auf die Lehrlinge einzugehen und den Mehraufwand bewusst auf sich zu nehmen. In diesem Bereich sollte man nicht sparen.
Was meinen Sie damit?
Dass der Arbeitstag für die Mitarbeitenden beginnt, wenn noch Busse fahren – also vielleicht um 1 Uhr in der Nacht, statt erst um 2 Uhr. Ich zahle lieber diesen Zuschlag, als dass der Lehrling mit dem Auto kommen muss. Und Lernende im ersten Lehrjahr können in der Tagesschicht arbeiten, sodass sie ebenfalls mit dem Bus anfahren können. Ausserdem ist der Wunsch nach Teilzeit immer grösser – der Aufwand im Anstellungsverhältnis ist grösser, aber dafür kann man auch auf die Mitarbeitenden zählen, wenn es einen Notfall gibt. Es dreht sich in einem Betrieb alles ums Personal und der Aufwand zahlt sich immer aus. So investieren wir auch viel Zeit in Schnupperlehren: Es dürfen alle vorbeikommen, unabhängig von der Dauer. Wenn man dem Fachkräftemangel entgegenwirken will, muss man den Fachkräften entgegenkommen. Die Gesellschaft wandelt sich nun mal.
Die Gesellschaft wünscht aber auch das frische Gipfeli am Sonntagmorgen?
Das ist so. Würden wir unsere Standorte am Sonntag öffnen, hätten wir ein Bombengeschäft. Aber da stehen wir nicht dahinter, denn was bringt mir der wirtschaftliche Ertrag, wenn mir dafür die Mitarbeitenden davonlaufen? Den Jungen ist die Freizeit wichtiger geworden. Wenn man sie im Betrieb halten will, muss man das respektieren.
Interview: Ladina Maissen