Pionier in der Krebsforschung
Zum Hinschied von Professor Hans-Jörg Senn
Im Alter von 88 Jahren ist Professor Hans-Jörg Senn gestorben, der als Pionier in der Krebsforschung und als Vater des tumorbiologischen Verständnisses des Mammakarzinoms gilt. Er hat die Entwicklung der Onkologie international geprägt.
Zum Gedenken Hans-Jörg Senn war seit 1970 Professor für Innere Medizin und Onkologie an der Universität Basel. Von 1972 bis 1997 wirkte er als Chefarzt und Leiter des Tumorzentrums am Kantonsspital St.Gallen (KSSG). Ab 1998 war er ärztlicher und wissenschaftlicher Direktor des neuen Zentrums für Tumordiagnostik und Prävention (ZeTuP) in St.Gallen.
Für Hans-Jörg Senn konnte sich die Onkologie nicht in der Amputation und Strahlung erschöpfen. Er setzte sich zielgerichtet auch für psychologische Unterstützung ein. Dies geht auch ausdrücklich aus seinem Buch (mit Karen Bischof) «Krebs Gang! Zwei Schritte vor, einer zurück; Brustkrebs: Der lange Weg ins Leben» hervor. Er verlieh vielen Patientinnen und Patienten damit Kraft für Heilungsprozesse und forschte nach schonenden Heilungsmethoden, um den Menschen die Angst vor dem Krebs zu nehmen. Ein grosses Anliegen war ihm auch die Förderung der Frühdiagnostik durch das flächendeckende Mammografie-Screening.
Auf seine Initiative geht die «Stiftung für onkologische Fortbildung und Kongresse» zurück, womit er auch das St.Galler Kongresswesen zu beleben vermochte. Der Dialog war ihm immer sehr wichtig und seine weltweite Vernetzung in der Fachwelt wurde erleichtert durch seine aussergewöhnlichen Kommunikationsfähigkeiten. Der grosse Erfolg der «International Breast Cancer Conference», die er 1978 gründete und die St.Gallen international als Kongressort bekannt machte, führte 2015 zu einer Verlegung nach Wien, das über die weitreichendere Infrastruktur für Grosskongresse verfügt. Der sogenannte «St.Galler Consensus» als jeweiliges Ergebnis der Kongress-Arbeit blieb weltweit richtungsweisend für die frühe Behandlung des Mammakarzinoms. In engem Kontakt mit der Krebsliga gründete Senn die Ostschweizerische Arbeitsgemeinschaft für klinische Onkologie. Ausserdem war er Generalsekretär der Internationalen Gesellschaft für Krebstherapie. Überdies war er in seinem emsigen Wirken auch Redaktor verschiedener Fachzeitschriften und Herausgeber von Fachpublikationen.
Hans-Jörg Senn beteiligte sich am öffentlichen Leben und es war ihm auch ein Anliegen, die Region zu stärken. Er bewegte sich nicht nur in der Fachwelt, sondern pflegte auch den Kontakt mit vielen Mitmenschen aus anderen Disziplinen, wobei er stets bescheiden blieb. Bei seinen Spaziergängen in Mörschwil und während Aufenthalten in St.Gallen fand er trotz seines gewaltigen beruflichen Engagements Zeit für einen kurzen Gedankenaustausch mit Passanten. Erst seine Altersbeschwerden zwangen ihn zu einem Rückzug, ohne das Interesse an der Medizin und dem politischen Geschehen zu verlieren. Der Trauergottesdienst findet am Donnerstag, 26. Januar, um 14 Uhr in der reformierten Kirche Linsebühl statt. ⋌we