Schattenseiten der Mongolei
BRIGITTE KRAUS stellt an der «Photo 15», der grössten Werkschau für Schweizer Fotografie, aus.
Wenn vom 9. bis 13. Januar in der Maag Halle in Zürich, die «Photo 15» ihre Tore öffnet, ist Brigtte Kraus' Foto-Serie «Die andere Mongolei» dabei. Die Serie besteht aus acht Farbund einem Schwarz-Weiss-Foto. An der Werkschau für Schweizer Fotografie ist sie die einzige Vertreterin aus der Stadt St.Gallen.
Ausserhalb von Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei, dem riesigen Land in Zentralasien, ist es noch existent: «The land of the blue sky» (Das Land des blauen Himmels), als das die Mongolei sich gerne anpreist. Dort könne man den grenzenlosen, blauen Himmel und die scheinbar nie endende Steppe noch geniessen, erzählt die in St.Gallen wohnhafte Fotografin Brigitte Kraus. Doch Ulan Bator selbst, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Mongolei lebt, versinke gerade im Winter unter einer gigantischen Smogwolke. Schuld daran sei die Kohle, mit der die arme Bevölkerung, die in traditionellen Jurtenhütten an den Rändern der Stadt lebt, heizen müsse. «Arme Menschen bilden etwa 99 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes», weiss Kraus. So könne es vorkommen, dass man oftmals nicht einmal mehr die Hand vor Augen sieht. Diesem Widerspruch zwischen dunklem Smog und blauem Himmel hat die Fotografin ihre Fotoserie mit dem Titel «Die andere Mongolei» gewidmet, die sie an der «Photo 15» ausstellt.
20 Jahre durch die Welt
Kraus selbst hat zweieinhalb Jahre in dem Land von Dschingis Khan gelebt und konnte schon das Schweizer Konsulat mit fünf ihrer Bilder zum Land ausstatten. Davor lebte sie in Dubai oder auf der kleinen Insel Guam östlich der Philippinen. Insgesamt befand sie sich etwa 20 Jahre im Ausland. Sie begleitete jeweils ihren Mann, der als Hotelier in wechselnden Betrieben auf der ganzen Welt arbeitete. Seit einigen Jahren lebt sie nun in St.Gallen.
Die Kunst in der Fotografie
«Es ging mir darum, unabhängig sein zu können. In meinem erlernten Beruf als Krankenschwester war es kompliziert, eine Arbeitsbewilligung im Ausland zu erhalten. Als Fotografin kann ich jedoch überall relativ flexibel arbeiten. » Kraus wollte in Guam Fotografie studieren, hätte aber den sechsfachen Betrag im Vergleich zu amerikanischen Studenten dafür bezahlen müssen. Deshalb schrieb sie sich für ein Fernstudium am «Institute of Photography» in New York ein, dass sie schon an ihrem nächsten Standort in Dubai abschloss. «Dubai war ein Paradies für mich als Liebhaberin der modernen Architektur. Dort schiessen täglich neue Wunder aus dem Erdboden. Eine perfekte Fotokulisse also», schwärmt Kraus. Vor allem die Schwarz-Weiss-Fotografie und deren künstlerische Ausstrahlung fasziniere sie. Sie wünscht sich irgendwann, alle ihre Fotos in Schwarz-Weiss schiessen zu können. Um zukünftig noch mehr künstlerischen Tiefgang in ihre Fotos zu bringen, besucht sie momentan die Prager Fotoschule bei Linz in Österreich, wo das Schwarz- Weiss-Bild ihrer Mongolei-Serie die höchste Auszeichnung erhielt, die dort je für ein Foto vergeben wurde. «Ich will nichts Inszeniertes fotografieren und könnte deshalb nie ein Fotostudio betreiben. Ich will mit meinen Fotos dokumentieren. Meine Fotos für die «Photo 15» handeln bewusst von den Schattenseiten der Mongolei, die Glanzseiten kennt man schon zur Genüge. » Ob sie ihre Fotos an der Ausstellung auch verkaufen werde? «Einige vielleicht, aber bei nicht allen bin ich mir sicher, ob die Leute sich solche durchaus schwierigen Motive freiwillig ins Zimmer hängen würden», so Kraus. Informationen zur
«Photo 15»: www.photo-schweiz.ch
Chris Gilb