Tunnelbefürworter siegen deutlich
Wichtiges Etappenziel zu einem «Jahrhundertwerk» im Dorf ist erreicht
Unerwartet deutlich haben die Stimmberechtigten der Gemeinde Teufen der Volksinitiative für eine Abstimmung über einen Bahntunnel zwischen Bahnhof und Stofel mit 2‘058 Ja zu 878 Nein bei einer einmalig hohen Stimmbeteiligung von 63,9 Prozent zugestimmt. Für die Tunnel-Befürworter geht der Kampf nun von einer guten Startposition aus weiter.
Teufen Die Interessengemeinschaft (IG) Tüüfner Engpass und das Komitee Teufen mit Zukunft jubilierten. «Wir sind hocherfreut über dieses überaus klare Resultat», erklärt Felix Gmünder von der IG Tüüfner Engpass. Natürlich habe die IG einen Sieg erhofft, doch ein Ja-Stimmenanteil von rund 70 Prozent liege über allen Erwartungen und sei ein höchst klares Ergebnis, das die weitere Arbeit für den Tunnel erleichtere. Sicher hätten die zahlreichen IG-Aktivitäten vor der Abstimmung mit umfassenden Informationen auch einen Beitrag zum klaren Ergebnis geleistet.
Es bestehen weitere Hürden
Man sei sich bewusst, dass noch nicht alle Hürden zum Tunnel genommen seien, müssten doch noch zwei weitere Volksabstimmungen gewonnen werden, so Gmünder weiter. Jetzt erwarte die IG, dass der Gemeinderat mit der Projektierung schnell vorwärts mache. Auch verlange sie, dass sie in der vorbereitenden Kommission Einsitz nehmen könne. Zudem bestehe die Forderung, dass der Bereich Eggli-Rank zwischen den AB-Haltestellen Stofel und Sternen in eine Planungszone genommen werde, weil bei einer Lösung hier eine Doppelspur vorzusehen sei. Es gelte, bei der vorgesehenen Überbauung der Mettler2invest AG den nötigen Raum für das zweite Gleis zu sichern. ErfreuIicherweise habe die Bauherrschaft zu erkennen gegeben, dass sie Hand biete für eine Doppelspurlösung. Mit Blick auf die nun folgende Abstimmung über den Projektierungskredit von rund dreieinhalb Millionen Franken gelte es, keine Zeit zu verlieren.
Bauphase dauert mindestens zehn Jahre
Nach der Volksabstimmung über den Baukredit aufgrund der Projektierung muss gemäss Gmünder mit einer Realisierungsphase von rund zehn Jahren gerechnet werden. Einsprachen könnten aber zu Verzögerungen führen. Natürlich sei dies eine lange Bauzeit, doch es sei eben davon auszugehen, dass es sich um ein Jahrhundertwerk handle. Kommt es aber trotz des deutlichen Jas zur Tunnel-Lösung zu unangenehmen Baustellen-Situationen an der Hauptstrasse, weil diese im Dorfkern und Richtung Stofel saniert werden muss? Gmünder tritt für ein gestaffeltes Vorgehen ein, wie dieses bei der Realisierung der Doppelspur nicht möglich gewesen wäre. So komme es zu wesentlich geringeren Behinderungen. Der Kanton werde bestimmt wie an anderen Orten die Verkehrsbehinderungen so gering wie möglich halten.
Doppelspur-Lösung wird aufs Eis gelegt
Obwohl der Gemeinderat bis zum Schluss hartnäckig für die Doppelspur eingetreten ist, wirkt der Teufener Gemeindepräsident Reto Altherr keineswegs niedergeschlagen, nachdem er den im Dorfkern feiernden IG-Vertretern und dem Komitee Teufen mit Zukunft persönlich zum Sieg gratuliert hat. Er freue sich über die sehr hohe Stimmbeteiligung. So sei eine klare Meinung der Gemeindebevölkerung zu einer Sachfrage zum Ausdruck gekommen, die der Gemeinderat voll respektiere. Beide Varianten hätten Vor- und Nachteile und es habe ein Abwägen stattfinden müssen. Altherr erklärt, dass die nächsten Schritte zügig vorgenommen würden. «Innert Jahresfrist werden die Stimmberechtigten zum Projektierungskredit Stellung nehmen können», versichert er. Dass auch die Appenzeller Bahnen den Volkswillen respektierten, ist für Altherr keine Frage. Die Ausarbeitung des Edikts sei Sache des Gemeinderates, aber man werde mit der IG Kontakt aufnehmen und ihre Erwartungen nach Möglichkeit berücksichtigen. Anforderungsreich werde dann die Ausarbeitung des Bauprojektes. Das Doppelspur-Projekt liege baureif vor, doch werde es aufgrund des Volksentscheides auf Eis gelegt. «Beerdigt» werde es aber noch nicht. Das wäre für Altherr zu früh: «Denn wird eine der notwendigen beiden Vorlagen abgelehnt, würde die Doppelspur-Variante realisiert».
Dass nach zwei Ablehnungen von Tunnel-Versionen durch die Stimmberechtigten in den Jahren 2015 und 2017 nun eine ganz andere Meinung zum Ausdruck gekommen ist, verwundere ihn nicht, sagt Altherr. Er macht darauf aufmerksam, dass es sich damals um fertige Lösungen gehandelt habe, die viele nicht überzeugt hätten. Jetzt liege ein Vorentscheid vor, der eine klare Richtung aufzeige. Dass es nicht einfach sei in einem Strassendorf, das mit der Zunahme des Verkehrs zu engen Verhältnissen geführt habe, eine gute Verkehrslösung zu finden, zeige die Geschichte. Schon vor 70 Jahren sei über eine Tunnellösung diskutiert worden.
Von Franz Welte