Christof Huber
gab vergangene Woche den ersten Teil des OASG-Line-Ups bekannt.
Der Umzug im Februar dieses Jahres wird wohl als letzte Austragung der Gossauer Fasnachtsumzüge in die Geschichte eingehen. Archiv
Das Fasnachtskomitee Gossau hat sich an seiner Hauptversammlung selbst aufgelöst. Damit ist der Fasnachtsumzug vom Februar dieses Jahres wohl der letzte in einer langen Tradition, die 1955 begründet wurde und die jeweils Tausende von Zuschauerinnen und Zuschauern anlockte. Eine Türe hält der abtretende Vorstand für mögliche Nachfolger offen.
Fasnachtsumzug «Es ist fast unmöglich, noch Freiwillige zu finden. Dies zeigte sich auch in Gesprächen mit anderen Vereinen am Freiwilligenabend der Stadt Gossau. Viele Vereine kämpfen mit denselben Problemen», sagt Rolf Tarantino, letzter Präsident des Fasnachtskomitees. Neben dieser grundsätzlichen Feststellung berichtet Tarantino von Problemen am letzten Umzug im Februar dieses Jahres: «Es gab Schwierigkeiten bei der Platzeinweisung, zu viele sowie zu grosse Wagen, der Lärmpegel war sehr hoch und teilweise mehr als grenzwertig.» Umzugsleiterin Isabelle Brändli bemerkt, die ganzen Vorgaben und Verhaltensregeln, die man mit auf den Weg geben müsse, seien früher eine Selbstverständlichkeit gewesen. Adi Krucker, der seit 2010 im FAKO mitwirkt, ergänzt: «Es hat unter den Teilnehmenden viele Selbstdarsteller, denen es eher um die eigene Party als um die Unterhaltung der Zuschauer geht.» Politische Botschaften oder Sujets, die jemanden aufs Korn nehmen, habe man zuletzt vergebens gesucht. Dies sei früher anders gewesen. Um an jene Zeiten anzuknüpfen, in denen in den Schulen Masken geklebt wurden, habe er als eine seiner ersten Amtshandlungen 2010 die Schulen besucht, um die Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler für eine Teilnahme zu motivieren. Doch leider wollten die Schulen heute nicht mehr am Fasnachtsumzug mitwirken. Für Protokollführerin Corinne Köpfli, die den diesjährigen Umzug als Helferin hautnah miterlebt hat, fehlte teilweise der Charme der ehemaligen Umzüge, für die mit viel Einsatz und Geduld eigene Masken gebastelt, geklebt und dem Publikum mit viel Stolz präsentiert worden seien.
Neben der Abnahme origineller Sujets spielten auch die stetig höher werdenden Anforderungen an die Veranstalter eine Rolle für den Entscheid des FAKO Gossau. Gemäss Sicherheitschef und Kassier Erwin Stauch ist es heutzutage schon eine Hürde für die Veranstalter, sämtliche Bewilligungen für eine Durchführung des Umzuges zu erhalten. Die Vorschriften würden immer weiter verschärft. Man müsse ein Sicherheitskonzept vorlegen und benötige sehr viel Sicherheitspersonal, was auch finanziell immer mehr zur Belastung werde. Ein finanziell ausgeglichenes oder gar positives Ergebnis zu präsentieren, werde auch immer schwieriger, da es fast unmöglich geworden sei, Personen zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren. Der Feuerwehrverein habe dieses Jahr erstmals nicht mehr mitgeholfen, erklärt Isabelle Brändli. So habe man in Vereinen nach bezahltem Ersatz suchen müssen. Ein weiterer Kostenpunkt waren einige kleinere Beschädigungen, für welche das FAKO geradestehen musste. «Es ist es uns nicht möglich, für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer den Kopf hinzuhalten», sagt Corinne Köpfli. Adi Krucker ergänzt, dass auch die Toleranz der Anwohnerinnen und Anwohner abgenommen habe und Kleinstschäden sofort gemeldet würden – selbst, wenn diese wohl nicht alle vom Umzug stammten. Annelies Barraz, die seit Jahrzehnten den Fundus des FAKO Gossau überwacht, berichtet auch von einem deutlichen Rückgang im Bereich Vermietung. Heutzutage würden jeweils nur noch eine oder zwei Masken ausgeliehen, das Interesse schwinde.
Aus all diesen Gründen hat das FAKO Gossau nun also seine Auflösung beschlossen. Krucker erinnert daran, dass sie jahrelang nach Nachfolgerinnen und Nachfolgern gesucht hätten, da die Umzüge ja noch immer viele Leute angezogen und Freude bereitet hätten. Ganz aufgegeben haben die abtretenden FAKO-Mitglieder die Hoffnung auf zukünftige Gossauer Fasnachtsumzüge noch nicht. So wird das Vereinsvermögen der Stadt Gossau zur Aufbewahrung übergeben. «Sollte innert fünf Jahren wieder ein Fasnachtsumzug in Gossau durch ein neugegründetes OK organisiert werden, kann das deponierte Geld als Defizitgarantie verwendet werden», erklärt Krucker. Falls sich das OK bewähre und weitere Umzüge plane, werde das deponierte Geld in die entsprechende Vereinskasse transferiert. «So wollen wir verhindern, dass mögliche Nachfolger mit abgesägten Hosen dastehen, falls sie beispielsweise eine Schneeräumung bezahlen müssten, aber auch, dass sich unseriöse Veranstalter mit einer einmaligen Organisation das Geld abgreifen», führt Krucker aus. Immerhin handle es sich um einen fünfstelligen Betrag. Falls es innert der kommenden fünf Jahre keine Gossauer Fasnachtsumzüge mehr gibt, könne das Geld für kinder- oder fasnachtsspezifische oder gemeinnützige Zwecke in Gossau eingesetzt werden. Trotz der erwähnten Schwierigkeiten seien sie froh, 2023 nochmals einen gelungenen Anlass mit 7‘000 Zuschauerinnen und Zuschauern durchgeführt zu haben, erklärt Krucker. Und würden sich doch noch Nachfolger finden, könnten diese dank Defizitgarantie ziemlich schnell wieder mit Umzügen starten. Nun bleibt dem FAKO Gossau noch die Räumung der Fundus-Lager im Othmar-Schulhaus sowie im Espel. Am 6. Januar 2024 können interessierte Personen bei einem Räumungsverkauf die noch vorhandenen Masken und Kostüme erwerben.
Von Tobias Baumann
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