Christof Huber
gab vergangene Woche den ersten Teil des OASG-Line-Ups bekannt.
Franco Marchesoni präsentiert an der Vernissage das Buch zum Restaurant Baratella.we
An einer Buchvernissage mit einem Festessen wurde das neue Werk «Immer wieder Baratella» im ihm gewidmeten klassisch-italienischen Restaurant am Unteren Graben vorgestellt. Es ist mit seinen zahlreichen Beiträgen von Gästen gleichzeitig informativ und unterhaltend und ein willkommener Beitrag zur St.Galler Wirtshaus-Geschichte.
Buchvernissage Der Hauptinitiant des ausserordentlichen Werkes «Immer wieder Baratella», Heinrich Christen, Unternehmer, Berater und Hobby-Historiker, gab in seiner Rede einen Einblick in die Konzeption. Es wurde nicht einfach eine geschichtliche Abhandlung vorgenommen, sondern es werden Statements aus den verschiedensten Gästegruppen wiedergegeben. So konnte eine Nostalgie-Betrachtung vermieden und auch die Gegenwart berücksichtigt werden. Beigezogen wurden auch die Gästebücher mit den Einträgen vieler illustrer Persönlichkeiten. Zahlreiche Bilder, Zeichnungen und Fotografien bereichern den Band. Auf viel Interesse dürften die aufgenommenen Rezepte von Franco Marchesoni stossen, der erfreulicherweise seine Küchengeheimnisse lüftet. Klar war bei der Zusammenstellung des Buches für Christen, dass das Baratella als Klassiker dargestellt wird, das seinen ursprünglichen Charme behalten habe, weil nicht alle sieben Jahre ein Umbau erfolgt ist, wie das im Gastgewerbe üblich sei, nur behutsame Renovationen vorgenommen worden sind und die Küche über all die Jahrzehnte einen guten Ruf beibehalten habe.
Dass auch die Kunst einen wesentlichen Zweig des Baratella darstellt, ging aus den Ausführungen von Roland Wäspe, ehemaliger Direktor des Kunstmuseums St.Gallen, hervor. Aus den Künstler-Speisekarten wurde eine Tradition, die im Buch gebührend gewürdigt wird. Eng und fruchtbringend waren die Verbindungen mit der Erker-Galerie. Die aufgehängten Kunstwerke belegen den sicheren Instinkt von Beniamino und dessen Sohn Franco Marchesoni für erstklassiges Schaffen vor allem in der Region und die damit verbundene Förderung.
Ein Blick in das Werk zeigt, dass die beiden Referenten nicht zu viel versprochen haben. Den Autoren ist es hervorragend gelungen, den Charakter des Restaurants mit seiner ungezwungenen Atmosphäre zu schildern, das längst auch zu einer Institution wie etwa die Kronenhalle in Zürich geworden ist. Hier fühlen sich die unterschiedlichsten Gäste wohl, auch dank dem immer aufgestellten Gastgeber und dem hohen Niveau des persönlichen Service. Ludwig Cellere brachte es wie andere Autoren auf den Punkt: «Nicht einfach ein Fresstempel, aber auch (…) Das Baratella war und ist bis heute Treffpunkt eines urbanen, aufgeschlossenen und offenen Teils der St.Galler Gesellschaft.»
Die Anfänge des Baratella sind spannend. Es begann damit, dass 1905 Salvatore Baratella das Restaurant Salmen übernahm. Er musste bald feststellen, dass die Gaststätte mit nur 31 Quadratmetern nicht wirtschaftlich geführt werden konnte. Mit der Unterstützung von Brauer Martin Walser konnten Vergrösserungen vorgenommen werden und vor genau hundert Jahren wurde er Eigentümer.
Nach über 40 Jahren ging das Restaurant an Beniamino Marchesoni, der hier zuerst als Küchenchef wirkte. Er war vorher im Kriegsjahr 1943 in einer Kaserne in Rovereto im Trentino untergebracht, die von der deutschen Wehrmacht eingenommen wurde. Als ihm der Hauptmann eines Tages befahl, die Mitgefangenen an den Bahnhof zu begleiten, wo sie nach Polen überführt werden sollten, gelang ihm die dramatische Flucht in Richtung Schweiz. Sein Wirken im Baratella begann 1948 als Ferienablösung, dann als Küchenchef und schliesslich als Inhaber. 2020 ist er im Alter von 96 Jahren gestorben. 1989 übernahm Franco Marchesoni den Betrieb von seinem Vater und führt ihn in seinem Sinne bis heute erfolgreich weiter. Das Werk «Immer wieder Baratella» ist von der Verlagsgenossenschaft St.Gallen herausgegeben worden. Die Buchvernissage wird am Sonntag, 3. Dezember, wiederholt. Siehe dazu die Webseite unter www.restaurantbaratella.ch.
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