Christof Huber
gab vergangene Woche den ersten Teil des OASG-Line-Ups bekannt.
Anastasiya Zhykhareva und Oleg Timonkin mit ihren Kindern.
Die ukrainischen Eheleute Oleg Timonkin und Anastasiya Zhykhareva sprechen je fünf Sprachen. Um ihren Kindern das Erlernen der Sprachen zu vereinfachen, haben sie ein Online-System für Mehrsprachigkeit entwickelt. Es kombiniert Bild und Ton und bietet bei Fehlern dank Erklärungen Hilfe.
Sprachkompetenz Begonnen hat alles mit der Geburt ihrer Tochter im Jahr 2015 in Peking. Nach seiner Promotion in chinesischer Sprache an der staatlichen Universität von Moskau lebte der gebürtige Ukrainer Oleg Timonkin 15 Jahre in China. 2013 lernte er Anastasiya Zhykhareva kennen und verliebte sich in die Austauschstudentin. Weil beide neben Ukrainisch und Russisch auch Chinesisch und Englisch sprachen, überlegten sie sich, wie sie ihrer Tochter die verschiedenen Sprachen spielerisch näherbringen könnten – die Geburtsstunde ihrer Sprachlern-App.
Im Laufe der Zeit erstellte das Ehepaar über 2000 Lernkarten in fünf Sprachen. Auf der einen Seite sind Bilder im Cartoon-Stil abgebildet, auf der anderen Seite sind diese in der jeweiligen Sprache erklärt. «Die Idee ist, dass man das Wort anschaut, laut liest, somit hört und letztlich mit dem Bild verknüpft», erklärt Timonkin. «Die Methode basiert auf dem Prinzip der Aktivierung der rechten Gehirnhälfte, die für die direkte, sofortige Speicherung aller gesehenen und gehörten Informationen verantwortlich ist.» Dank regelmässiger Wiederholungen setze sich das Gelernte im Langzeitgedächtnis fest und könne bei Bedarf abgerufen werden. Weil sie die Karten nicht ständig mitnehmen konnten, entwickelte das Ehepaar zuerst eine Onlineversion und später auch eine App.
«Bevor man eine Sprache lernen möchte, soll man sich überlegen, was man erreichen will», sagt Timonkin. Wer mit einfacher Kommunikation zufrieden sei, dem nütze das implizite mehr als das klassische Lernen. Während Ersteres darauf abziele, eine Fremdsprache spielerisch und aus dem Kontext heraus zu lernen, zeigten Studien, dass das klassische Lernen mit Erklärungen und vielen Übungen effizienter sei. «Deshalb haben wir uns für das klassische Aneignen einer Sprache entschieden und es leicht modifiziert», erklärt der 41-Jährige. «Um in die Sprache einzutauchen, empfehlen wir, Songs in der Zielsprache zu hören oder Texte zu lesen.» Beides sei in den Lerneinheiten ihrer App integriert. Ihre Methode lasse sich sowohl auf Erwachsene wie auch auf Kinder anwenden und eigne sich zum Beispiel auch bestens für Migranten, die möglichst schnell die Landessprache lernen möchten.
Noch sei die App in Entwicklung. Viele Funktionen rudimentär. Aber die Eltern haben Grosses vor. Nicht nur für ihre Kinder, die selbst auch schon fünf Sprachen können, sondern mit der App, die möglichst vielen Menschen helfen soll, sich eine Fremdsprache anzueignen. Selbstverständlich soll das Projekt kostendeckend werden – Millionengewinne streben die beiden Ukrainer indes nicht an. «Jede Illustration in unserer Bildungsanwendung wird von talentierten Künstlerinnen und Künstlern aus der Ukraine angefertigt», sagt Zhykhareva. «Mit einer gerechten Entlohnung wollen wir den Menschen in unserer Heimat helfen.» Noch sei nicht abschliessend geklärt, zu welchem Preis die App dereinst benutzt werden darf. Einerseits könnten neue Funktionen andererseits spezielle Abonnemente kostenpflichtig sein. «Wir arbeiten ständig daran, unser System zu verbessern, neue Materialien hinzuzufügen und neue Ideen auszuprobieren», versichert Zhykhareva und Timonkin ergänzt: «Wir entwickeln ein Produkt, das wir uns für uns selbst, für unsere Kinder und für die Kinder unserer Freunde wünschen.»
Weitere Informationen und kostenloser Testzugang auf www.mymethod.ch
Von Benjamin Schmid
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