Denise Hofer
«Verknüpfung» ist eine nachhaltige und verbindende Kunstinstallation.
In der St.Galler Innenstadt werden oberirdische Parkplätze aufgehoben, wie hier zum Beispiel in der Hinteren Poststrasse.
Mit der Eröffnung des Parkhauses Central morgen Donnerstag setzt St.Gallen auf eine zukunftsorientierte Verkehrsstrategie. 114 oberirdische Parkplätze werden verlagert, um Suchverkehr zu reduzieren und neue Gestaltungsmöglichkeiten für den öffentlichen Raum zu schaffen. Doch während die Stadt Vorteile sieht, gibt es auch kritische Stimmen.
Parkieren Mit der Inbetriebnahme des Parkhauses Central werden 114 oberirdische Parkplätze entfernt und durch rund 330 Stellplätze in der neuen Parkgarage ersetzt. Die Massnahme basiert auf Stadtratsbeschlüssen aus den Jahren 2015 und 2018 und folgt einem klaren Ziel: Die Verkehrsführung soll optimiert, die Innenstadt entlastet und der Suchverkehr reduziert werden. «Die Wegweisung und Angabe zur Belegung der Parkgaragen-Parkplätze ist besser als bei oberirdischen Strassen-Parkplätzen. Daher ist davon auszugehen, dass sich der Suchverkehr reduziert», erklärt Sonja Lüthi, Direktorin für Soziales und Sicherheit. Auch wenn keine spezifischen Studien zur Massnahme bekannt sind, ist diese Einschätzung nicht nur in St.Gallen etabliert. Doch Kritiker befürchten, dass höhere Parkgebühren Autofahrer dazu veranlassen könnten, auf umliegende Quartiere auszuweichen. Lüthi widerspricht: «Mit der Parkplatz-Saldierung wurden Parkplätze in der unmittelbaren Umgebung des Parkhauses Central aufgehoben. Das Parkhaus stellt den optimalen Ersatz dar. Dass Parkieren im Parkhaus immer teurer ist, ist nicht korrekt.» Zudem seien Parkplätze in den Quartieren keine
attraktive Alternative, da sie ebenfalls kostenpflichtig und zeitlich
begrenzt seien.
Ein weiterer Punkt der Debatte ist die Frage, ob die Massnahme den Einzelhandel beeinträchtigen könnte. Wenn Parkplätze an der Oberfläche wegfallen, verlieren Kunden möglicherweise die Lust, in die Innenstadt zu fahren. Lüthi sieht keine Gefahr: «Durch den 1:1-Ersatz der öffentlich zugänglichen Parkplätze und die sehr gute Anbindung des Parkhauses Central über die Passerelle an die Altstadt entsteht keine Verschlechterung gegenüber bisher. Im Gegenteil: Mit dem Parkhaus wird der Suchverkehr reduziert. Kundinnen und Kunden finden schneller einen Parkplatz.» Die Stadt setzt darauf, dass eine bessere Parkplatzverfügbarkeit letztlich sogar positive Effekte für das lokale Gewerbe haben könnte. Autofahrer müssen nicht mehr durch die Stadt irren, um einen freien Platz zu suchen, sondern können gezielt ins Parkhaus fahren. Lüthi zeigt sich überzeugt, dass die Massnahme darüber hinaus einen positiven Beitrag zur Verkehrsberuhigung und zur Nachhaltigkeit leistet, sich der CO₂-Ausstoss reduzieren wird.
Neben der verkehrstechnischen Optimierung geht es der Stadt auch darum, die neu entstehenden Freiflächen sinnvoll zu gestalten und die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Lüthi nennt mehrere Massnahmen, die geplant sind. So soll es neue Abstellmöglichkeiten für Velos und Motorräder geben, unter anderem in der Böcklinstrasse, beim Grabenpärkli und am Unteren Graben. Begrünungsmassnahmen sind in mehreren Bereichen vorgesehen, darunter am Unteren Graben, in der Schwertgasse und entlang der Böcklinstrasse. Zusätzlich sollen die Änderungen dazu genutzt werden, den öffentlichen Verkehr zu optimieren – unter anderem durch eine neue Haltestelle am Blumenbergplatz. Auch die bereits realisierte Velo-Spur in der Bahnhofstrasse ist Teil des übergeordneten Konzepts, mit dem St.Gallen den Verkehr nachhaltiger gestalten möchte. Hinzu kommt die Schaffung von Handwerkerparkplätzen – ein grosses Bedürfnis des Gewerbes. Der Stadtrat hat für die Umsetzung bereits entsprechende Aufträge erteilt.
Die Umsetzung der Massnahmen erfolgt in mehreren Etappen. Während die Neumarkierungen nur wenige tausend Franken kosten und direkt von der Stadt finanziert werden, stellen grössere Projekte wie das Betriebs- und Gestaltungskonzept St.Leonhard-Strasse/ Oberer Graben eine langfristige Investition dar. Lüthi erklärt: «Die Begrünungen sind ein Beitrag an die Gute-Luft-Initiative und können aus diesem Kredit finanziert werden. Für grössere Umgestaltungen braucht es zu gegebener Zeit eine Parlamentsvorlage.» Auch für die Zukunft sind weitere Anpassungen möglich. «Im Rahmen des Betriebs- und Gestaltungskonzept St.Leonhard-Strasse / Oberer Graben respektive im Zusammenhang mit dem Umzug des Kreisgerichts an die Schützengasse ist in Prüfung, ob eine Aufhebung weiterer Parkplätze notwendig ist», so Lüthi. Für Autofahrerinnen, Anwohner und Geschäftsleute bedeutet die Neuerung eine Umstellung. Doch die Stadt ist überzeugt, dass die Verlagerung von Parkplätzen langfristig Vorteile bringt – für den Verkehr, den Einzelhandel und die Aufenthaltsqualität in St.Gallen.
Von Benjamin Schmid
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