Denise Hofer
«Verknüpfung» ist eine nachhaltige und verbindende Kunstinstallation.
Mit der Ratifizierung der Charta für nachhaltige Ernährung setzt St.Gallen ein Zeichen für die Förderung klimafreundlicher Ernährungspraktiken. In Zusammenarbeit mit sechs weiteren Städten und dem Klimabündnis Schweiz soll eine Transformation hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen auf lokaler Ebene vorangetrieben werden.
Ernährung Letzte Woche unterzeichnete die Stadt St.Gallen gemeinsam mit Basel, Bern, Freiburg, Genf, Lausanne und Zürich die «Charta für nachhaltige Ernährung der Schweizer Städte und Gemeinden». Dieses Dokument, das unter der Leitung des Klimabündnisses Schweiz ins Leben gerufen wurde, verfolgt das Ziel, die städtischen und regionalen Ernährungssysteme zu transformieren. In Zeiten des Klimawandels und wachsender Herausforderungen im Bereich der Ernährungs- und Klimasicherheit übernimmt die Stadt St.Gallen eine aktive Rolle, um einen Beitrag zur nachhaltigen und klimafreundlichen Ernährung zu leisten. Für Peter Jans, Verantwortlicher für das Energiekonzept 2050 in der Stadt St.Gallen, war die Entscheidung, die Charta zu unterzeichnen, ein logischer Schritt. «Die Stimmenden haben vor einigen Jahren entschieden, dass St.Gallen bis 2050 klimaneutral werden soll», erklärt er. «Die direkte Reduktion der Klimagasemissionen in den Bereichen Wärme, Strom und Mobilität geht gut voran, aber die indirekten Emissionen, insbesondere die durch Konsum und Ernährung, machen einen erheblichen Teil aus.» Laut Jans entfallen allein auf die Produktion von Lebensmitteln fast ein Drittel der gesamten indirekten Emissionen. «Klimaschutz kann nur dann erfolgreich sein, wenn wir auch die indirekten Emissionen angehen, also die Auswirkungen von Konsum und Ernährung», so Jans weiter.
Die Stadt hat das bestehende Energiekonzept 2050 im Jahr 2024 um den Bereich «Konsum und Ressourcen» erweitert. In diesem Rahmen wurde das Thema «nachhaltige Ernährung» zu einem zentralen Bestandteil der Klimastrategie. Hier geht es nicht nur um die Reduktion von Treibhausgasemissionen, sondern auch um eine bewusste Veränderung der Ernährungsmuster. «Der Bereich Ernährung wird oftmals vernachlässigt, dabei hat er enormen Einfluss auf das Klima. Wir möchten vor allem den Anteil pflanzlicher Ernährung erhöhen und den Foodwaste reduzieren», erläutert Jans. Ein Beispiel für die städtischen Bemühungen ist die Kampagne «clevergeniessen», die seit 2016 läuft. «Diese Kampagne vermittelt den Bürgerinnen und Bürgern, wie sie gesund und gleichzeitig klimafreundlich essen können», sagt Jans. Sie bietet Tipps und Veranstaltungen rund um die Themen Ernährung, Nachhaltigkeit und Umweltschutz. «Unser Ziel ist es, durch bewusstes Konsumverhalten die Emissionen zu verringern und gleichzeitig die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern», ergänzt er. Die Charta für nachhaltige Ernährung ergänzt die bestehenden Massnahmen des Energiekonzepts 2050 und verstärkt das Engagement der Stadt im Bereich der klimafreundlichen Ernährung. Es geht nicht nur um die Erhöhung des Anteils pflanzlicher Produkte, sondern auch um die Förderung einer klimafreundlicheren, regionaleren und saisonalen Lebensmittelproduktion.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Charta ist der Austausch zwischen den Städten. Laut Peter Jans profitieren die beteiligten Städte voneinander und können durch Zusammenarbeit Zeit und Ressourcen sparen. «Gerade Städte wie Zürich und Bern haben bereits erfolgreiche Projekte zur nachhaltigen Ernährung umgesetzt. Der Austausch von Erfahrungen ist unerlässlich», erklärt Jans. Dabei geht es nicht nur um theoretische Konzepte, sondern auch um konkrete Massnahmen und die Einbindung der Bevölkerung, der Gastronomiebetriebe und der lokalen Produzenten. Die Charta schafft eine Plattform, auf der Städte gemeinsam Projekte starten können. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit Gastronomen. «In Zürich wurden bereits Analysen zu Foodwaste durchgeführt, und in Bern gibt es eine Studie zu sozial gerechten Ernährungssystemen», so Jans. Auch St.Gallen plant, Gastronomiebetriebe bei der Reduktion von Lebensmittelabfällen zu unterstützen und gute Beispiele aus der Praxis zu kommunizieren.
Doch nicht nur auf institutioneller Ebene, sondern auch bei den Bürgerinnen und Bürgern möchte die Stadt ansetzen. «Die Ernährung ist ein sehr persönliches und emotionales Thema», sagt Jans. «Es ist daher nicht einfach, Veränderungen herbeizuführen.» Dennoch sei es wichtig, die Menschen über die Auswirkungen ihrer Ernährungsentscheidungen auf das Klima zu informieren und ihnen zu zeigen, wie sie ihren ökologischen Fussabdruck reduzieren können. «Die Reduktion von Foodwaste und der höhere Anteil an pflanzlicher Ernährung können entscheidend zum Klimaschutz beitragen», betont Jans. Ein weiteres Ziel der Charta ist es, die Bevölkerung breiter anzusprechen und nicht nur jene, die bereits gut informiert sind oder ein Interesse an nachhaltiger Ernährung haben. «Wir möchten
alle Bevölkerungsgruppen erreichen», so Jans. «Dafür bieten wir eine Vielzahl von Angeboten an, von Kochkursen bis hin zu Informationsveranstaltungen über Gärtnern oder Foodwaste.» So hat die Stadt St.Gallen beispielsweise den «Essbaren Park» im Stephanshorn eingerichtet, um den Menschen eine praktische Möglichkeit zu geben, sich mit regionaler, nachhaltiger Ernährung auseinanderzusetzen.
Die langfristigen Ziele der Charta für nachhaltige Ernährung gehen über die Stadtgrenzen hinaus. «Wir hoffen, dass die vielfältigen Aktivitäten zu einer dauerhaften Veränderung führen», sagt der Stadtrat. «Weniger Lebensmittelabfälle, ein grösserer Anteil pflanzlicher Ernährung und der Konsum von mehr regionalen und saisonalen Produkten – das sind Ziele, die nicht nur dem Klimaschutz zugutekommen, sondern auch der Gesundheit der Bevölkerung.» Nach der Ratifizierung der Charta wird die Stadt weiterhin aktiv in der städteübergreifenden Arbeitsgruppe für nachhaltige Ernährung mitarbeiten. Ziel ist es, aus den Erfahrungen der anderen Städte zu lernen und gemeinsam neue Projekte zu entwickeln. «Der Erfahrungsaustausch mit anderen Städten hilft uns, noch effektiver zu werden», so Jans. Zudem setzt St.Gallen mit dem erweiterten Energiekonzept 2050 konkrete Massnahmen um, um die Ziele der Charta zu unterstützen. «Es gibt viele gute Ideen und Projekte aus der Bevölkerung, und diese wollen wir fördern», betont Jans. «Das Stadtparlament hat die entsprechende Änderung im Energiereglement bereits gutgeheissen, und nun können wir Initiativen durch Förderbeiträge aus dem Energie-Fonds unterstützen.»
Von Benjamin Schmid
Kompliment! "Essbare Städte" gibt es in Deutschland schon einige... Schön, wenn die St. Galler Kantonshauptstadt vorangeht! Gutes Gelingen!
Markus antwortenLade Fotos..