Christof Huber
gab vergangene Woche den ersten Teil des OASG-Line-Ups bekannt.
Symbolbild
In St.Gallen beginnt ein neues Kapitel in der Stromversorgung. Angesichts der prognostizierten Verdopplung der Lastspitzen bis 2050 müssen in der Stadt umfangreiche Massnahmen ergriffen werden. Über die Vorlage zur Verstärkung des städtischen Elektrizitätsnetzes entscheidet das Stimmvolk am 24. November.
Versorgungssicherheit 127 Jahr ist es her, seit in der Stadt St.Gallen die ersten Strassenbeleuchtungen und Tramlinien elektrifiziert wurden. Seither war das Stromnetz ständig im Wandel, musste ausgebaut und modifiziert werden. Heute steht die Stadt vor einer neuen Herausforderung: Das bestehende Stromnetz ist nicht ausreichend gewappnet, um die zukünftigen Anforderungen zu erfüllen. «Eine zuverlässige Stromversorgung ist ein fundamentaler Bestandteil unseres Wohlstands. Ein Stromausfall, selbst wenn er nur wenige Stunden dauert, kann gravierende Folgen für die Bevölkerung und die Wirtschaft haben. Um künftig gewappnet zu sein, ist eine Verstärkung des Stromnetzes nötig», sagt Stadtrat Peter Jans, Direktion Technische Betriebe.
Der Druck auf das Stromnetz wird durch mehrere Faktoren verstärkt. Die Stadt plant, die CO2-Emissionen im Rahmen der nationalen Energiestrategien und des städtischen Energiekonzepts 2050 signifikant zu reduzieren. Dies führt zu einem wachsenden Bedarf an elektrischer Energie, da immer mehr Haushalte und Unternehmen auf erneuerbare Energien umstellen. Photovoltaikanlagen, Elektroladestationen und Wärmepumpen sind nur einige der Massnahmen, die dazu beitragen sollen, die Klimaziele zu erreichen. Allerdings bringt diese Transformation auch Herausforderungen für die Infrastruktur mit sich. Um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden, haben die St.Galler Stadtwerke umfassende Investitionen in Höhe von 82,6 Millionen Franken für den Zeitraum von 2025 bis 2030 eingeplant. Diese finanziellen Mittel sollen dazu verwendet werden, das Niederspannungs- und Mittelspannungsnetz zu verstärken, die erforderlichen Trafostationen und Unterwerke zu erneuern sowie die Digitalisierung der Prozesse voranzutreiben.
Simulationen und Stresstests der Stadt St.Gallen haben gezeigt, dass ab 2027 im Niederspannungsnetz und ab 2035 im Mittelspannungsnetz Überlastungen auftreten können, sofern keine Massnahmen ergriffen werden. Eine besondere Herausforderung stellt die Verdopplung der Lastspitzen dar, die bis 2050 von aktuell 95 auf 190 Megawatt steigen wird. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind umfassende Massnahmen notwendig. Dazu gehört auch eine Umstellung der Spannung im Mittelspannungsnetz von 10’000 auf 20’000 Volt, um eine höhere Effizienz und Stabilität zu gewährleisten. Die Stadtwerke planen zudem, ein Monitoring-System einzuführen, das Überlastungen frühzeitig erkennt und die Möglichkeit bietet, präventiv zu handeln. Dazu ist bis 2026 ein schrittweiser Personalaufbau um 16 Vollzeitstellen notwendig, was ab dann jährliche Personalmehrkosten von zwei Millionen Franken verursacht. Die Finanzierung dieser Projekte soll über eine Erhöhung der Tarife für die Netznutzung erfolgen. Laut Jans ist zu erwarten, dass der Tarif bis 2030 um 1,9 Rappen pro Kilowattstunde steigen wird. «Die allgemeine Netznutzung wird dauerhaft zunehmen, was sich direkt auf die Strompreise auswirkt. Es ist unwahrscheinlich, dass diese in den kommenden Jahren sinken werden», erklärt er.
Die Vorlagen zur Netzverstärkung und zum Personalaufbau wurden bereits mit überwältigender Mehrheit im Stadtparlament genehmigt. Die Vorlage zur Netzverstärkung wurde mit 59 Ja-Stimmen einstimmig angenommen, der Personalausbau wurde mit 51 Ja- zu sieben Nein-Stimmen bei einer Enthaltung und vier Abwesenden angenommen. Die städtische Stimmbevölkerung befindet am 24. November über die Verstärkung des Elektrizitätsnetzes der Stadt St.Gallen.
Selim Jung
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