Mathias Gabathuler
setzt sich vehement für mehr Freiheiten der Schulträger ein.
Werner Siegenthaler studiert Ortsplanungsunterlagen und skizziert Projektvorschläge. tb
Werner Siegenthaler wohnt mit seiner Frau seit 43 Jahren in Gossau. Einst stand er als GPK-Mitglied auch für die damalige Gemeinde im Einsatz. Heute macht er sich als Pensionär Gedanken über die Stadtentwicklung, studiert Ortsplanungsunterlagen und skizziert Projektvorschläge.
Nelkenstrasse «Ich betrachte das Areal Mooswiesen als idealen Standort für das neue Alterszentrum. Das Areal wäre im Besitz der Stadt, nahe am Bahnhof und am Stadtzentrum und ohne Steigungen erreichbar», erklärt Werner Siegenthaler beim Gespräch in seinem Haus. Unter den fünf Projektvorschlägen, die er dem Stadtpräsidenten übergeben hat, sei er von diesem persönlich am meisten überzeugt. Den Einwand, in der Grundwasserschutzzone könne nicht gebaut werden, lässt Siegenthaler nicht gelten. Das gelte nur für den östlichen Bereich, er würde das Alterszentrum anstelle der heutigen Tennisplätze bauen. Er stelle sich einen «Kernbau» vor, der mit den bereits beschafften Wohncontainern aus der Schwalbe ergänzt werden könnte. «Das brächte erhebliches Sparpotenzial und je nach Platzbedarf könnten zusätzliche Elemente beschafft werden», findet Siegenthaler. Die grosse Wiese, die nicht bebaut werden darf, würde der gelernte Maschineningenieur für eine Parkanlage nutzen. «Man könnte den Dorfbach umleiten und so gleich zwei Wünschen der Bevölkerung entsprechen», sagt Siegenthaler. Die Gossauerinnen und Gossauer hätten sich in einer Umfrage zu den Jubiläumsprojekten ja einen Park und Zugang zum Wasser gewünscht, erinnert er. Vom Alterszentrum aus wäre es ein Leichtes, einen Verbindungsweg zur Parkanlage zu erstellen. Wie diese ausgestaltet sein könnte, zeigt Siegen-thaler mit Bildern von bereits bestehenden Parks, die mit Wasserzugang punkten.
Dass die Vertreter des Tennisclubs kaum begeistert wären von dieser Lösung, ist auch Siegenthaler klar: «Widerstand von Betroffenen wird es bei jedem Projekt geben, egal, wo man etwas plant. Dessen muss man sich bewusst sein.» Doch müsse man den Tennisspielern beispielsweise eine entsprechende Alternative anbieten. Doch wie würde das Areal Andreaszentrum genutzt, wenn das Alterszentrum auf den Mooswiesen realisiert würde? «Dort gehört aus meiner Sicht eine Turnhalle für das Gallusschulhaus hin. Das Areal könnte auch Raum für eine Parkgarage oder ein Haus der Kultur bieten», sagt Siegenthaler. Den Einwand, dass die Parkgarage des Fürstenlandsaals die meiste Zeit leer steht, nimmt er zur Kenntnis und erwidert: «Dieses ist vielen nicht bekannt und teilweise geschlossen».
Planunterlagen hat sich Siegenthaler auch vom Bahnhofareal besorgt. Auf diesen zeigt er, wie er sich die Lösung für die Bahnhofunterführung vorstellt. «Die neuen Sportanlagen müssen unbedingt gut erschlossen werden. Wie dies gelingen soll, sehe ich bisher nicht», sagt Siegenthaler. Da die SBB aufgrund anderer Bautätigkeiten auf der Strecke Zürich-St.Gallen einen Neubau der Unterführung bis 2040 ausschliessen, schlägt der 76-Jährige vor, eine Velounterführung ohne Zugang zu den Perrons zu erstellen, die nur der Erschliessung des Gebiets südlich des Bahnhofs dient. «In einer zweiten Phase könnte man parallel zur bestehenden Unterführung eine neue erstellen und in einer dritten Phase die alte mit der neuen verbinden», so Siegenthaler.
Er glaubt, diese Arbeiten könnten allesamt während des laufenden Bahnbetriebs ausgeführt werden. Auch über den Bushof hat sich Siegenthaler Gedanken gemacht. Diesen könne man doch anstelle der Veloständer auf der Höhe des Café Koller’s platzieren, «statt so viele Parkplätze zu opfern». Platz hat es aus seiner Sicht genügend, wie er auf den amtlichen Vermessungsplänen skizziert. «Wie lange ist das Projekt bereits durch Einsprachen blockiert?», fragt er rhetorisch. Dass ein Bushof weiter westlich genauso Einsprachen provozieren könnte, räumt er ein.
Fürs Gossauer Stadtzentrum hat sich Siegenthaler Überlegungen gemacht, wie dieses verkehrsarm und in einem kleinen Kern sogar verkehrsfrei gestaltet werden könnte. «Gossau hat so ein schönes Zentrum. Ich kenne einige kleinere Städte, die eine verkehrsfreie Zone realisiert haben», sagt Siegenthaler und nimmt die Strassenpläne von Gossau hervor. Um den Bereich rund um die Andreaskirche verkehrsfrei zu halten, schlägt er vor, den Verkehr von der Bischofszeller- über die Geren- in die Wilerstrasse zu führen und von dort über das Eisenringareal an die Flawilerstrasse zur Ringstrasse. Weiter würde Siegenthalers Vorschlag auf der Fabrikstrasse am Gemeindehaus und Werk 1 vorbei an die Hirschenstrasse und von da in die St.Gallerstrasse führen. Das Zentrum wäre von allen Seiten erreichbar, aber dank Einbahnregelungen nicht durchfahrbar.
Das Eindolen des Baches sowie das Fällen der Bäume an der Fabrikstrasse würde mit dem Erstellen eines Parkes in der Mooswiesen längst kompensiert, sagt Siegenthaler. Dass solche Umgestaltungen Geld kosten und Widerstand von Anwohnern provozieren, ist ihm klar. «Es gibt nichts gratis. Wenn die Bevölkerung gegen solche Massnahmen ist, kann man sie auch sein lassen. Aber dann muss man aufhören, immer über den Verkehr zu jammern», findet er.
Geld kosten würde auch sein fünfter Projektvorschlag, den er für die ehemaligen Stickereigebäude an der Bischofszellerstrasse macht. «Diese Häuser wären perfekt geeignet, um beispielsweise ein Ortsmuseum zur Gossauer Geschichte, das Motorrad-, das Schallplatten- oder das Telefonmuseum zu beheimaten», erklärt er. Dass ein solches Projekt angesichts der aktuellen Finanzlage der Stadt nicht realistisch ist, weiss Siegenthaler, der seit 1981 in Gossau lebt und während acht Jahren in der Geschäftsprüfungskommission der damaligen Gemeinde diente. «Ich bin vielleicht ein Spinner und sicherlich ein Nonkonformist. Aber aus meiner Sicht braucht eine Stadt Visionen, um sich zu entwickeln. Und diese müssen auch mal klassische Pfade verlassen, sonst kommen wir nicht weiter», sagt Siegenthaler. Seine Projektunterlagen hat er auch dem Gossauer Stadtpräsidenten übergeben.
Von Tobias Baumann
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