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sro
Andrea Caroni ist der neue Ständeratspräsident. Um die Wahl in dieses hohe Amt zu ehren, fand am Mittwoch in Herisau eine grosse Feier für Caroni statt – mit bekannten Persönlichkeiten aus der Politik.
Feier Am 2. Dezember wurde der FDP-Politiker zum Ständeratspräsidenten gewählt. Angereist mit einer Ausserrhoder Delegation aus Bern wurde Andrea Caroni am Mittwoch in Herisau herzlich empfangen. Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und der breiten Bevölkerung sowie Familienangehörige feierten den frisch gewählten Ständeratspräsidenten in seinem Wohnort. In der evangelischen Kirche, auf dem Obstmarkt und im Casino Herisau wurde Caroni gebührend geehrt.
Am offiziellen Festakt in der evangelischen Kirche, bei dem 420 Gäste anwesend waren, überbrachten Bundesrätin Karin Keller-Sutter, die Ausserrhoder FDP-Präsidentin Jennifer Abderhalden sowie der Ausserrhoder Landammann Yves Noël Balmer Grussworte und Glückwünsche zur Wahl. «Dank dir können wir einmal mehr stolz sein, einen Ausserrhoder in einem hohen Amt zu haben», sagte Balmer in seiner Rede. Abderhalden meinte, das Tagblatt habe mit der einstigen Schlagzeile von 2007 Recht behalten: «Von ihm wird man noch hören». Die Präsidentin der FDP AR wünschte ihm für sein Amt viel Freude und weiterhin so viel Weitblick und Humor wie bisher. Bundesrätin Keller-Sutter fragte sich in ihrer Rede hingegen, wie man denn einen Politiker würdigen kann, der in noch jungen Jahren schon auf 13 Jahre in Bern zurückblicken kann. «Du bist ein Politiker 'sui generis'», sagte sie. Übersetzt also jemand, der einzigartig in seinen Charakteristika ist. Caroni wurde 2011 in den Nationalrat gewählt – damals war er 31 Jahre alt. Im Oktober 2015 wurde er schliesslich in den Ständerat gewählt.
Natürlich trat auch Caroni in der Kirche ans Rednerpult und meinte: «Wenn die Kirche im eigenen Dorf mit allen lieben Leuten gefüllt ist, muss man aufpassen, nicht an der eigenen Beerdigung zu sein.» Er dankte allen, die ihn in das Amt gewählt haben, für ihr Vertrauen, ihm das Amt zu überlassen. «Es ist ja auf ein Jahr befristet», vermerkte er mit einem Augenzwinkern. Die anschliessende Begegnung mit der Bevölkerung auf dem Obstmarkt wurde klangvoll nach Caronis Wunsch mit Musik und Auftritten bestritten. So inszenierten sich der Musikverein Herisau, 20 Kinder der Primarschule Ifang sowie die «Elefanten Sounders» musikalisch. Stand-up-Komikerin Reena Krishnaraja nahm ausserdem bei ihrem Auftritt die Eigenarten Ausserrhodens sowie Caroni aufs Korn. Sichtlich amüsiert nahm er die humoristischen «Seitenhiebe» hin. Dass er Humor hat, ist unlängst bekannt.
«Ich war ziemlich nervös, bereits am Vorabend. Nicht weil ich mich sorgte, die Wahl würde nicht klappen, sondern weil ich in meiner Rede alles sagen wollte, was mir wichtig ist», so Caroni gegenüber den Herisauer Nachrichten. Zudem habe er Musik mitgebracht, die für den Ständerat eher aussergewöhnlich sei. «Ich brachte Volksmusik und Hiphop mit – die Streichmusik Alder trat mit Bligg im Saal auf», sagt Caroni. Im Ständeratssaal habe in 176 Jahren noch keiner gerappt. «Das kam aber gut an», so Caroni. Am Fest in Herisau war der Politiker sichtlich entspannt. «Heute ist nur geniessen angesagt.» Für ihn stellt das Amt einen Höhepunkt in seiner politischen Karriere dar und er hat bereits Pläne für sein Präsidialjahr. «Ich möchte den Rat so gut leiten, dass am Ende keiner mehr weiss, dass ich ihn leitete – einfach, weil es rund lief. Als Ratspräsident sollte man im Rat nicht auffallen», meint er mit einem Schmunzeln. Zudem möchte er ins Land hinaus, gemeinsam mit der Nationalratspräsidentin. «Wir wollen in die verschiedenen Sprachregionen. Sie wird kochen, ich werde musizieren», so Caroni. Für das Amt zentral findet er, Respekt vor der Institution zu haben. Den Ständerat gibt es seit 176 Jahren und es gilt, den anderen 45 Personen den Respekt zu zollen, den sie verdienen und ihnen den Raum zu geben, in dem sie effizient zu guten Entscheiden kommen können», sagt Caroni, der sich schon auf dem politischen Parkett bewegt, seit er 19 Jahre alt ist. Hatte er damals schon Ambitionen, irgendwann nach Bern zu gelangen? «Überhaupt nicht. Ich sage jungen Leuten immer, macht Politik, aber nicht als Plan», so Caroni. Man solle eine gute Ausbildung absolvieren, einen Beruf ergreifen, der Spass macht und sich nebenbei milizmässig engagieren. «So sieht man, wie lange es Spass macht.»
Zu den Gästen gehörte auch alt-Bundesrat Hans-Rudolf Merz. Solche Feierlichkeiten kennt er noch aus seiner Zeit in der Politik, damals allerdings war alles noch etwas anders. «Früher waren solche Feste unerhört steif. Man musste stark auf die Wortwahl achten, Humor war schon fast verboten. Dieses Fest ist sehr informell und locker – das entspricht aber auch dem Geist des Gefeierten. In seiner absoluten Intelligenz und Brillanz ist er nämlich letztlich ein lockerer Mensch», sagt Merz. Caroni war 2008 der persönliche Mitarbeiter des Alt-Bundesrates. «Er hatte zwei herausragende Eigenschaften. Einerseits sein Umgang mit der Zeit. Die Wahl des richtigen Zeitpunkts, etwas zu lancieren, ist entscheidend für Erfolg in der Politik. Andererseits war er immer sehr gut dokumentiert – will man etwas durchbringen, muss man zehn Mal mehr wissen, als man braucht. Diese beiden Elemente gehören zum Erfolg in der Politik und ich wünsche ihm, dass er das beibehalten kann», so Merz. Beim Festakt im Casino fand er ebenfalls nur positive Worte für Caroni. «Du warst mein bester Mitarbeiter. Ich wünsche dir, dass du gut mit der Zeit umgehst und deine unglaubliche Dossiersicherheit behältst. Dann werden dir der Ständerat und das ganze Land dankbar sein.» Sichtlich erfreut von der Rede stand Caroni auf und umarmte Merz herzlich. Nach den Reden folgte das offizielle Essen, bei dem das Publikum durch eine kurze humorvolle Einlage des Kabarettisten Viktor Giacobbo überrascht wurde. Zum Abschluss sang Caroni gemeinsam mit dem Kantichor und der Bundeshausband, die er 2012 gegründet hat, das Landsgemeindelied. Danach reiste der Ständeratspräsident zurück nach Bern.
Stefanie Rohner
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